„Faking Hitler“ erzählt, wie der gerade verstorbene Reporter Gerd Heidemann dem Fälscher auf den Leim ging. Ein guter Recherchepodcast.
Es gibt Laberpodcasts und es gibt Recherche. Der Podcast „Faking Hitler“ ist Letzteres. Gemacht hat ihn der Journalist und Autor Malte Herwig, der darin die Geschichte der geheimen „Hitler-Tagebücher“ rekonstruiert. Die hatte der Stern 1983 als „Sensation“ vorgestellt und versprochen, die Geschichte des NS-Staates müsse „in großen Teilen neu geschrieben werden“. Kurz darauf entpuppten sich die Tagebücher als dreiste Fälschung.
Der peinlichste Skandal der deutschen Presse war schon 1992 von Helmut Dietl in der Komödie „Schtonk!“ verfilmt worden; und der Stern-Reporter Gerd Heidemann, der sich die Fälschungen hatte andrehen lassen, war auch schon von anderen Journalisten interviewt worden.
Aber niemand vor Herwig hatte Zugang zu dem Musikkassettenarchiv des Reporters erhalten, der im Alter von 93 Jahren am 9. Dezember verstorbenen ist. In dem Archiv: die Mitschnitte der Telefongespräche von Heidemann mit dem Kunstfälscher Konrad Kujau, der die Tagebücher in seiner Fälscherwerkstatt selbst geschrieben hatte.
Hört man die Mitschnitte der Telefonate zwischen dem Hochstapler und dem Reporter, kann man sich einfach nicht vorstellen, dass Heidemann wirklich hat glauben können, was Kujau ihm da aufgetischt hat. Allein die ständigen Ausreden dafür, warum sich die versprochene Lieferung der weiteren Tagebücher verzögert, sind so wild und grotesk.
„Faking Hitler“
10 Folgen, überall, wo es Podcasts gibt
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Mit der heutigen Erfahrung würde man sagen, da hat sich ein Reporter von einem relativ geschickten Spam-Anrufer übers Ohr hauen lassen. Nur, dass er dem Spammer nicht ein paar hundert Euro, sondern über 9 Millionen Mark in bar überreicht hat. Man hört Heidemann in dem Podcast an, wie er sich nur noch für den größten Scoop seiner Karriere und die Aussicht auf fünf Minuten Weltbühne leiten lässt. Es sollten fast fünf Jahre Haftstrafe werden.
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