Als er erfuhr, dass der Jaguar das größte Tier des Waldes ist und eine wichtige Rolle im Gleichgewicht des Ökosystems spielt, wollte er es ihm gleichtun: tief in den Wald eindringen und Bedrohungen für das Gebiet bekämpfen.

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Diese Vorstellung wurde zu einer regelrechten Obsession. Zum Leidwesen seiner Mutter, die schon damals ahnte, dass dieser Weg ihm viele Probleme bereiten würde. Und sie sollte recht behalten.
Uzquiano, 48 Jahre alt, hat dunkle Haut, ein militärisches Auftreten und einen durchdringenden Blick. Mit ruhiger, aber bestimmter Stimme erzählt er aus einem bewegten Leben: „Aus meiner Verbindung mit dem Fluss und dem Wald stammt meine Leidenschaft, ein Jaguar zu sein und das Territorium zu schützen.“ 1998 absolvierte er ein Freiwilligenprogramm im Nationalpark Madidi, wo er sah, wie die Parkwächter gegen den illegalen Holzhandel kämpften. Auch Uzquiano sollte schon bald zu kämpfen beginnen.
Den Wald lieben und schützen
Geboren in San Buenaventura – einer von fünf Gemeinden im bolivianischen Amazonasgebiet –, wuchs Uzquiano in einer indigenen Familie des Volkes der Tacana auf. Sein Vater starb, als er fünf Jahre alt war. Großgezogen wurde er von seiner Mutter und Großmutter. Sie vermittelten ihm Werte, die ihn bis heute leiten: den Wald zu lieben und zu schützen.
Heute ist Uzquiano einer der bekanntesten Parkwächter Boliviens. Er ist Leiter des Schutzes im Biosphärenreservat und indigenen Territorium Beni, das dem Nationalen Dienst für Schutzgebiete (Sernap) untersteht. Die Folgen der Klimakrise erlebt er aus nächster Nähe. Er wurde Zeuge, wie weite Teile des Nationalparks in Flammen standen, begünstigt durch ungewöhnlich trockene Vegetation. Auch Überschwemmungen stellen ein wachsendes Problem dar, insbesondere für indigene Gemeinschaften. „Früher waren diese Überschwemmungen besser vorhersehbar“, sagt er.
In seinen 22 Berufsjahren hat es Uzquiano geschafft, den Handel mit Jaguaren, den illegalen Bergbau und die Abholzung zu stoppen, zumindest zeitweise. Doch die Arbeit hat ihm viele Feinde eingebracht, die Folge: Drohungen, Strafverfahren, Entlassungen.
Ärger wegen Untätigkeit der Behörden
Bereits 2015 wurde er abgesetzt und später in ein Biosphärenreservat versetzt. 2023 folgte ein Strafverfahren, nachdem er und ein Kollege in sozialen Netzwerken den Versuch von Eindringlingen dokumentiert hatten, mit schwerem Gerät in den Park einzudringen. Ende 2024 erhielt er ein Entlassungsschreiben.
Was war passiert? Er hatte einen Post auf Facebook abgesetzt. Dort warnte er vor Waldbränden. Und er machte seinen Ärger über die Untätigkeit der Behörden freien Lauf. Laut der Stiftung Tierra erreichten die Brände 2024 einen historischen Rekord: 12,6 Millionen Hektar wurden zerstört. Daneben reichte er eine Klage gegen ein Tourismusunternehmen ein, das im Naturschutzgebiet San Matías Jaguare jagte. Außerdem kritisierte er immer wieder den illegalen Bergbau.
Für das Sernap galten viele seiner Handlungen als regelwidrig. In einem Disziplinarverfahren hieß es unter anderem: Er habe Waldbrände über soziale Netzwerke gemeldet, ohne vorher eine offizielle Mitteilung zu machen, und Behörden öffentlich in Interviews kritisiert.
Wiedereinstellung nach Entlassung
Eine zentrale Politik der Regierung der Bewegung zum Sozialismus (MAS) – der bolivianischen Regierungspartei – ist es, keine freie Meinungsäußerung in ihren Reihen zu dulden. So erklärte der damalige Präsident Evo Morales bereits 2012, dass die Behörden „keine Freidenker“ seien.
„Es ist paradox, denn man verfolgt Uzquiano gerade deshalb, weil er seine Arbeit gemacht und die Natur verteidigt hat“, meint Cecilia Requena, Senatorin der Partei Comunidad Ciudadana. Uzquiano machte seine Entlassung öffentlich, erhielt Unterstützung von der Ombudsstelle für Menschenrechte. Der Druck zeigte Wirkung: Ein Gericht hob die Entlassung auf und ordnete seine Wiedereinsetzung an.
Uzquiano schweigt nicht, er mischt sich ein und spricht Missstände offen an. Das blieb nicht ohne Folgen: Seine Familie fürchtete um seine Sicherheit und bat ihn jahrelang, den Beruf aufzugeben. „Am Ende haben sie verstanden, dass es meine Lebensaufgabe ist“, sagt er heute. „Das zu ändern, hieße, nicht mehr ich selbst zu sein.“ Sein Weg sei nie einfach gewesen, doch er wird ihn weitergehen – mit derselben Entschlossenheit wie zu Beginn. Wie ein Jaguar, der den Wald beschützt.
Karen Gil ist eine bolivianische Investigativjournalistin, Dokumentarfilmerin und Direktorin der Onlinemagazins La Brava.
Übersetzt aus dem Spanischen von Niklas Franzen







