Ausstellung über Feuerwerkskunst: Verdammte Lichteffekte

Verbrenner oder elektrisch betrieben? Selten liegt diese Frage so auf der Hand wie heute. Kann dabei Ersteres „Asthma, verstümmelte Hände und Vögel mit Herzinfarkt“ zur Folge haben, sind bei Letzterem hingegen sogar „auch harmonische Geräusche“ drin.

Das jedenfalls meint Jürgen Resch, wohnhaft im ruhigen Radolfzell am Bodensee. Als Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) ist er voller Hoffnung, dass eines der Ziele der DUH – saubere Luft – längerfristig auch im verkrachten Berlin erreicht werden kann, elektrisch, natürlich. Und warum also nicht mit nicht dröhnenden Drohnen, die seien zudem wiederverwendbar?

Dass die Rede hier nicht von Fortbewegungsmitteln, sondern von Feuerwerkskörpern ist, muss am heutigen Tag nicht erklärt werden – sofern Sie durch die von Resch verdammten „Licht- und Geräuscheffekte“ draußen auf der Straße nicht bereits vom konzentrierten Lesen des ersten Textabschnittes abgehalten wurden.

Jene Effekte nämlich gälte es weiterzuentwickeln (weg vom lauten, zudem gefährlichen Abbrennen, hin zur stillen Umweltfreundlichkeit), und die aktuelle Ausstellung der Kunstbibliothek, zu der die DUH mit einer „Informations- und Medienstation“ als Kooperationspartner geladen ist, böte einen guten Anlass für derlei Überlegungen, so Resch beim Pressetermin.

Die Ausstellung

„Durchgeknallt und abgebrannt. Feuerwerkskünste aus fünf Jahrhunderten“:

Kulturforum. Bis 9. Februar

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Seit November in einer der beiden Sonderausstellungshallen des Kulturforums zu sehen, zeigt die von Maren Wienigk (Kunstbibliothek) kuratierte Ausstellung „Durchgeknallt und abgebrannt. Feuerwerkskünste aus fünf Jahrhunderten“ so etwas wie die frühe illustrierte Geschichte des inszenierten Feuerwerks in Westeuropa.

Als Ausgangspunkt dient die Ornamentstichsammlung der zu den Staatlichen Museen gehörenden Kunstbibliothek. So ist auf 70 teils großformatigen Kupferstichen sowie auf ausgewählten Seiten von etwa 40 historischen Büchern, im weiteren Verlauf auch auf Exponaten anderen Ursprungs und anderer Machart zu sehen, wie seit dem 17. Jahrhundert viele Stunden andauernde Feuerwerksveranstaltungen in jeweils nur einem Bild zeitlich und räumlich verdichtet wurden.

Nebenprodukt einer Artillerietechnik

Dabei geht die Ausstellung nicht von einem Vorbehalt wie dem Reschs aus, die Berliner Böllerei fände „unter dem Deckmäntelchen“ statt, „dass es eine kulturelle Veranstaltung wäre“. Vielmehr liegt es Maren Wienigk daran, beispielhaft eine kulturell wirksame Mediengeschichte des Feuerwerks zu präsentieren: Als Nebenprodukt einer durch Militärwissenschaft optimierten Artillerietechnik entstanden, ging es bei Feuerwerkskunst seit jeher darum, Krieg und Frieden zusammenzudenken.

So werden hier nicht nur Feierlichkeiten aus Anlass von Siegen nach kriegerischen Auseinandersetzungen gezeigt – etwa im Kupferstich Daniel Marots (um 1702), der das Feuerwerk als Mittel geradezu kosmischer Kriegsführung für den Sieg der Niederlande über Frankreich und Spanien darstellt.

Auch für Friedensfeiern wurden aufwendige Feuerwerke veranstaltet, wie auf einem Kupferstich von Peter Troschel (um 1650) zu sehen, der die Feierlichkeiten zum „Nürnberger Frieden“ zeigt, mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. „Der Krieg wird hier mit den Mitteln des Kriegs vernichtet“, fasst Wienigk das Dargestellte zusammen.

Auf Überwältigung setzende Inszenierungen

Ob Feuerwerke zur Geburt eines Erbprinzen, zu Hochzeiten oder Krönungen: Als Mittel der Darstellung von Repräsentationsansprüchen der höfischen Gesellschaft des Barock einerseits, des Katholizismus andererseits, waren Feuerwerke auch immer Mittel der Macht und des Triumphs.

Der Aufwand der auf Überwältigung setzenden Inszenierungen – auf den wunderbar psychedelisch wirkenden Stichen nachvollziehbar dokumentiert – umfasste nicht nur die Pyrotechnik selbst, sondern auch aus Holz oder Pappmaché gefertigte Kulissen (nicht selten ganze Bauwerke), die effektvoll den Explosionen preisgegeben wurden.

Auf andere Bestände der Staatlichen Museen zurückgreifend, schreitet die Ausstellung auch ins 20. und 21. Jahrhundert voran, insbesondere mit künstlerischen Arbeiten, die etwa absurde Momente von Feuerwerkskunst zeigen – Roman Signers Fotografien mit einem aufgrund einer Rakete explodierenden Luftballon oder Malte Bartschs C-Prints, auf denen eine von einem Gummiband zurückgezogene Rakete beim Explodieren zu sehen ist.

Eine von der Kulturwissenschaftlerin und Gestalterin Sarah K. Becker konzipierte Filminstallation in der Mitte des Ausstellungsraums gibt als „Detailfinder“ die Möglichkeit, auf den überbordenden Kupferstichen Übersehenes nachzunotieren. Für aktuelle Gestaltungsideen steckt nämlich in den Details der historischen, allegorischen Feuerwerksabbildungen ein emblematischer Schatz, nach dessen Bergung man in einer besseren Welt all die unterkomplexen Emojis gerne im Berliner Nachthimmel explodieren sähe.

  • informationsspiegel

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