Grund für das Ende der Lieferungen ist der ausgelaufene Transitvertrag zwischen der russischen Gazprom und der ukrainischen Naftogaz. Die Ukraine, die am Transit jahrelang mitverdiente, verlängerte den Vertrag angesichts des russischen Angriffskriegs nicht mehr. Bekanntermaßen flossen für die Gasexporte zig Milliarden in Putins Kriegskasse. Ein früherer EU-Spitzenbeamter sprach in Wien dereinst zu Recht von „Blutgeld“.
Die Auswirkungen des Stopps halten sich in Grenzen, denn beide Länder haben sich längst über alternative Quellen abgesichert. Der slowakische Premier Robert Fico, ein Freund Russlands, setzte sich dennoch für eine Verlängerung der Lieferungen ein. Kurz vor Weihnachten traf er den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml, um eine Lösung zu finden. Ohne Erfolg.
Das russische Gas war jahrzehntelang günstig über die Transgas-Pipeline geflossen. Spätestens seit Frühling 2022 musste aber auch der Westen teuer dafür bezahlen, als Russland willkürlich am Gashahn drehte und Lieferungen über diese und andere Pipelines von einem Tag zum nächsten einstellte. Die Preise schossen bekanntermaßen in die Höhe.
Versorgung gesichert
Deutschland und andere Staaten haben sich infolge des Ukrainekriegs frühzeitig von russischem Pipeline-Gas gelöst, nicht aber Österreich und die Slowakei. Beide – zuletzt fast nur mehr die Slowakei – hatten jahrzehntelang auch beträchtliche Einnahmen mit der Durchleitung in andere Staaten erzielt.
Anders als es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre, ist die Versorgung beider Länder nun nicht gefährdet: Die modernisierten und erweiterten Speicher sind zu 80 Prozent gefüllt, was auch dem bisher milden Winter und dem Rückgang der Industrieproduktion geschuldet ist. Österreich bezieht sein Gas künftig vor allem über Deutschland und Italien. Die Slowakei verstärkt ihre Importe aus Ungarn und Polen. Auch hatten sich die Händler seit Langem ausreichend alternative Mengen sowie entsprechende Transportkapazitäten reserviert.
Wie Fico hatte es auch die schwarz-grüne Bundesregierung in Wien mit einem Ausstieg trotzdem nicht eilig. Zugute halten muss man ihr, dass sie wichtige Vorbereitungsmaßnahmen wie das Anlegen der „strategischen Gasreserve“ erst zu Ende bringen wollte. Auch die Speicherverpflichtungen der hiesigen Gasversorger hat sie erhöht.
Entspannte Börsen
„Die verfügbaren Gasflussdaten zeigen, dass die Gashändler rechtzeitig für den Import über andere Importrouten vorgesorgt haben“, so die österreichische Regulierungsbehörde E-Control. Für den 1. Januar seien Importe von etwa 118 GWh durch Deutschland und rund 36 GWh durch Italien angemeldet. Zudem werde Gas aus den Speichern entnommen.
Gesamteuropäisch wirkt sich das Ende des Ukrainetransits auf die Gasversorgung kaum aus. Auch die Gasbörsen reagierten nicht nennenswert. Experten erwarten aber noch moderate Kostensteigerungen in Österreich und der Slowakei. Gewissermaßen der Preis für die jahrzehntelange Abhängigkeit.