Israel mobilisiert für Gaza: 60.000 Reser­visten einberufen

Israels Militär schreitet weiter mit seinen Eroberungsplänen für die Metropole Gaza-Stadt voran. Hunderttausende Menschen müssen fliehen.

Ramallah taz | Die ersten Schritte einer auch in Israel als kontrovers geltenden Offensive auf Gaza-Stadt hatte das israelische Militär bereits eingeleitet. Nun soll die „nächste Phase“ im Gazakrieg starten: Etwa 60.000 Re­ser­vis­t*in­nen sind einberufen worden, weitere 20.000 haben eine Verlängerung ihrer aktuellen Dienstbefehle erhalten. Das teilte Militärsprecher Avichay Adraee am Mittwoch auf X mit.

Vor einiger Zeit hatte das israelische Kabinett die Einnahme von Gaza-Stadt genehmigt – entgegen der Meinung von Armeechef Ejal Zamir, der vor einer Übermüdung der Truppen und einer Gefährdung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln warnte.

Weitere israelische Angriffe

Seitdem hat das Militär Gaza-Stadt immer wieder angegriffen: Truppen wurden in den Randgebieten stationiert. Und ein Bombenhagel ging nach örtlichen Angaben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf die Stadt nieder. Ein Video des US-Senders NBC zeigt etwa eine junge Frau, die bei Bewusstsein unter Trümmern begraben liegt, nur ihr Gesicht ist zu sehen.

Nahost-Konflikt

Nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 startete das israelische Militär eine Offensive in Gaza, 2024 folgte der Vorstoß gegen die Hisbollah im Libanon. Der Konflikt um die Region Palästina begann Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Die Statt soll derzeit mehr als eine Million Menschen beherbergen, viele sind nun auf der Flucht. Laut der Nachrichtenagentur Reuters verließen Hunderte Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen die Stadtviertel al-Seitun und Sabra in Richtung Küste, einige auch Richtung Süden.

In den vergangenen Tagen hatte die Terrororganisation Hamas, die mit ihrem Überfall in Südisrael am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen auslöste, einem Abkommen für eine zweimonatige Waffenruhe zugestimmt. Die israelische Regierung hat sich bislang nicht dazu geäußert. Netanjahu tendiert zu einem breiteren Deal, der ein Ende des Kriegs unter bestimmten Konditionen vorsieht, seine rechten Ko­ali­ti­ons­part­ne­r*in­nen lehnen eine Waffenruhe völlig ab. Israels Opposition stimmt hingegen dem derzeit diskutierten Vorschlag zu.

Evakuierung von Gaza-Stadt noch unklar

Unklar ist indes, wann und ob die tatsächliche Übernahme von Gaza-Stadt beginnen soll. Das Militär sagte, es werde Evakuationsbefehle für die betroffenen Gebiete veröffentlichen. Am Donnerstag soll sich Netanjahu im Kabinett dazu beraten. Laut Medienberichten will der Premierminister die Besetzung schnell durchprügeln, doch die Armee bereitet sich auf einen monatelangen Einsatz vor.

Ex­per­t*in­nen befürchten, die humanitäre Katastrophe in Gaza könnte sich dann noch verschlimmern. Die Pläne zur Eroberung von Gaza-Stadt hatten auch deswegen zuvor für Proteste gesorgt. UN-Generalsekretär António Guterres forderte einen sofortigen Waffenstillstand, um Tod und Zerstörung zu verhindern. Auch viele Angehörigen der 50 in Gaza verbliebenen Geiseln plädieren für einen Waffenruhe-Geisel-Deal. Etwa 20 von ihnen sollen noch am Leben sein.

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