Komödie „Heretic“ mit Hugh Grant: Die einzig wahre Religion

Berlin taz | Ein Weihnachtsfilm? Diese Geschichte spielt jedenfalls im Winter, mit einsetzendem Schnee, durch den zwei Missionarinnen ziehen, die wenn nicht alle Völker, so doch ein paar Bewohner ihrer Stadt die frohe Botschaft lehren sollen. Und zwar die des Buchs Mormon. Denn Schwester Barnes (Sophie Thatcher) und Schwester Paxton (Chloe East) gehören zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Mit dem Fahrrad fahren sie von einem potenziellen neuen Mitglied zum nächsten, um Broschüren zu verteilen.

Sie sind jung, Studentinnen, unterhalten sich unterwegs über Dinge wie Internetpornografie und sexuelle Erfahrungen. Schwester Barnes erweist sich als die weltgewandtere der beiden, während Schwester Paxton mit ihrer etwas unbedarften Steifheit schon gleich zu Beginn von „Heretic“ für Situationskomik sorgt, der Tonfall des Films von Scott Beck und Bryan Woods, die auch das Drehbuch schrieben, erinnert zunächst an eine Teenagerkomödie.

Das bleibt auch noch so, als sie an der Tür von Mr Reed klingeln. Es ist die letzte Adresse auf ihrer Liste, das Haus mit großem Garten liegt etwas abseits. Als der zu bekehrende Mr Reed die Tür öffnet, steht ein etwas älterer, aber freundlicher Herr vor ihnen. Ein leicht faltig gewordener Hugh Grant, dessen Augen von den für ihn typischen Lachfalten eingefasst sind, einzig der durchsichtige Plastikrahmen seiner rechteckigen Brille stört etwas im Gesamtbild.

Reed bittet den unerwarteten Besuch ins Haus, kündigt Blaubeerpie an, den seine Frau zubereitet habe. Das Haus ist im Inneren geräumig, die Einrichtung scheint schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr geändert worden zu sein. Reed beginnt ein Gespräch mit den beiden im Plauderton, bald kommt er selbst zur Sache, der Religion der zwei „Schwestern“. Fragt sie zu ihren Kenntnissen und Überzeugungen aus. Es stellt sich heraus, dass sich Reed gründlich mit den Mormonen beschäftigt hat.

Der Film

„Heretic“. Regie: Scott Beck, Bryan Woods. Mit Hugh Grant, Sophie Thatcher u. a. USA 2024, 110 Min.

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Rundumschlag gegen die Religionen

Aber auch mit anderen Religionen. Er hebt zu einem Rundumschlag an, stellt Bezüge unter den drei monotheistischen Religionen her, wobei er nicht allein diese untereinander vergleicht, sondern selbst ihre Vorläufer zu kennen scheint. Besonders amüsant geraten seine Ausflüge in die Welt des Pop und der Gesellschaftsspiele. Die Antwort auf die Frage, was die Band Radiohead oder Monopoly mit Religion zu tun haben, ist eine der schönen Fein- und Gemeinheiten des Drehbuchs, für die sich der Film allemal lohnt.

Mehrfach kündigt Reed im Gespräch die „einzig wahre Religion“ an, die er im Selbststudium entdeckt habe. Was es damit auf sich hat, lernen Barnes und Paxton dann auf weniger amüsante Weise. Auf halber Strecke wechselt der Film merklich das Register, als die Missionarinnen entdecken, dass ihr Gastgeber es nicht gut mit ihnen meint.

Grant fällt dabei praktisch nie aus der Rolle, was für wachsendes Unbehagen sorgt, wenn er hin und wieder mit kurz einfrierendem Gesicht oder unerwarteten Gesten andeutet, dass er zu noch ganz anderem fähig ist als zu theoretischen Ausführungen.

Wenn der Film dann endgültig zum Horror umschwenkt, verliert er jedoch ein wenig an Stringenz. So ganz unheimlich wird das Grauen, das er entfaltet, eigentlich nie, und auch Hugh Grant nimmt man den psychopathischen Fiesling nur bedingt ab. Was ein bisschen schade ist, denn Beck und Woods bauen die Geschichte über weite Strecken geschickt auf. Für die Golden Globes wurde Grant zumindest als bester Schauspieler nominiert, in der Kategorie Musical oder Komödie.

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