
ap | Der durch seine Berichte aus Vietnam und dem Irak bekannt gewordene Kriegsreporter Peter Arnett ist tot. Der frühere Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AP und des Fernsehsenders CNN sei am Mittwoch im Alter von 91 Jahren in Newport Beach gestorben, sagte sein Sohn Andrew Arnett. Familie und Freunde seien bei ihm gewesen. Arnett litt an Prostatakrebs.
„Peter Arnett war einer der größten Kriegsberichterstatter seiner Generation – unerschrocken, furchtlos und ein wunderbarer Autor und Geschichtenerzähler. Seine Berichte in gedruckter Form und vor der Kamera werden für kommende Generationen ein Vermächtnis für angehende Journalisten und Historiker bleiben“, sagte Edith Lederer, die mit ihm 1972 bis 1973 als AP-Kriegskorrespondentin in Vietnam arbeitete und heute AP-Chefkorrespondentin bei den Vereinten Nationen ist.
Arnett berichtete von 1962 bis zum Kriegsende 1975 für die AP aus Vietnam. Zu einem Begriff wurde er jedoch 1991, als er für CNN während des ersten Golfkriegs live aus dem Irak berichtete. Während fast alle westlichen Reporter in den Tagen vor dem US-geführten Angriff aus Bagdad geflohen waren, blieb Arnett.
Als Raketen in der Stadt einschlugen, sendete er von seinem Hotelzimmer aus einen Live-Bericht per Handy. Nach einem lauten Knall erläuterte er mit ruhiger Stimme: „Es gab eine Explosion ganz in meiner Nähe, die Sie vielleicht gehört haben.“ Während er weiter sprach, heulten im Hintergrund Luftschutzsirenen. „Ich glaube, das Telekommunikationszentrum wurde getroffen“, berichtete er weiter. „Sie treffen das Stadtzentrum.“
Ein köstliches Gefühl vor dem Schreibtisch
Arnett kam am 13. November 1934 in Riverton in Neuseeland zur Welt. Seine erste journalistische Erfahrung war kurz nach dem Schulabschluss ein Job bei seiner Lokalzeitung Southland Times. „Ich erinnere mich an den ersten Tag, als ich als Angestellter das Zeitungsbüro betrat und meinen kleinen Schreibtisch vorfand, und ich hatte ein – Sie wissen schon – ungeheuer köstliches Gefühl, dass ich meinen Platz gefunden hatte“, sagte er 2006 zu AP.
Als Arnett 1962 in das AP-Büro in Saigon kam, fand er sich inmitten einer beeindruckenden Riege von Journalisten wieder, darunter Büroleiter Malcolm Browne und Fotoredakteur Horst Faas, die zusammen drei Pulitzer-Preise gewinnen sollten. Besonders Browne habe ihm viele Überlebenstricks beigebracht, die ihm in den nächsten 40 Jahren in Kriegsgebieten das Leben retten sollten, sagte Arnett später.
Dazu gehören: Halte dich nie in der Nähe von Sanitätern oder Funkern auf, denn sie gehören zu den ersten, auf die der Feind schießen wird. Und wenn du einen Schuss von der anderen Seite hörst, schau nicht, wer ihn abgefeuert hat, denn der nächste Schuss wird wahrscheinlich dich treffen.
Wie wichtig solche Verhaltensregeln sind, sollte Arnett am eigenen Leib erfahren. Im Januar 1966 schloss er sich US-Soldaten an, die nordvietnamesische Scharfschützen vertreiben wollten, und stand neben dem Bataillonskommandeur, als ein Offizier innehielt, um auf die Landkarte zu schauen. „Als der Oberst auf die Karte blickte, hörte ich vier laute Schüsse, während die Kugeln durch die Karte in seine Brust einschlugen, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt“, erinnerte sich Arnett 2013 in einem Vortrag vor der American Library Association. Der Offizier war tot.
Interviews mit Saddam Hussein und Osama bin Laden
1981 wechselte Arnett von AP zum neu gegründeten Fernsehsender CNN. Zehn Jahre später war er in Bagdad, um über einen weiteren Krieg zu berichten. Er berichtete nicht nur über die Kämpfe an der Front, sondern gewann auch exklusive und kontroverse Interviews mit dem damaligen Präsidenten Saddam Hussein und dem späteren Drahtzieher der Anschläge des 11. September 2001, Osama bin Laden.
Arnett trat 1999 bei CNN zurück, nachdem der Sender einen Untersuchungsbericht zurückgezogen hatte, in dem behauptet wurde, dass 1970 in Laos tödliches Sarin-Nervengas gegen desertierende amerikanische Soldaten eingesetzt worden sei.
Über den zweiten Golfkrieg 2003 berichtete Arnett für NBC und National Geographic und wurde entlassen, weil er dem irakischen Staatsfernsehen ein Interview gegeben hatte, in dem er die Kriegsstrategie des US-Militärs kritisierte. In den USA wurde das als antiamerikanisch kritisiert. Anschließend berichtete er für Sender in Taiwan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Belgien über den Krieg.
Im Jahr 2007 nahm Arnett eine Stelle als Dozent für Journalismus an der chinesischen Shantou-Universität an. Nach seiner Pensionierung 2014 zogen er und seine Frau Nina Nguyen in den südkalifornischen Vorort Fountain Valley. Arnett hinterlässt seine Frau und seine Kinder Elsa und Andrew.
„Er war wie ein Bruder“, sagte der pensionierte AP-Fotograf Nick Ut, der mit Arnett über die Kämpfe in Vietnam berichtete und ein halbes Jahrhundert lang sein Freund blieb. „Sein Tod wird eine große Lücke in meinem Leben hinterlassen.“







