Pro-Palästina-Demos in Griechenland: „Tag des Zorns“ vor Strandkulisse

Athen taz | Mehrere propalästinensische Organisationen haben für Sonntag, den 10. August, zu Protestkundgebungen in ganz Griechenland gegen das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen aufgerufen. An 77 Orten soll es zu Demonstrationen kommen. Der geografische Schwerpunkt befindet sich in beliebten Urlaubszielen. Alleine auf 18 Kykladeninseln sind Proteste angekündigt. Darunter sind hellenische Touristen-Hotspots wie Santorini, Naxos, Paros und Milos. Hinzu kommen acht Inseln der Dodekanes-Inselgruppe, zu denen Rhodos, Kos und Patmos gehören.

Demonstrationen sollen zudem auf der Insel Kreta in den größten Städten Heraklion, Chania, Rethymnon, Agios Nikolaos und Ierapetra, ferner auf der südlich von Kreta gelegenen Kleininsel Gavdos und auf den Inseln im Ionischen Meer, den Sporaden, im Saronischen Golf (vor Attika) und in der Nordägäis wie Lesbos, Chios und Samos stattfinden. Auch für mehrere Orte auf der Halbinsel Peloponnes, in Zentralmakedonien mit der Halbinsel Chalkidiki, in Thrakien, in Zentralgriechenland, Thessalien und Epirus im Nordwesten Griechenlands galt der Aufruf. In der griechischen Hauptstadt Athen ist eine Demonstration auf dem zentralen Verfassungsplatz um 20 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) anberaumt.

Die Aktionen werden von den Organisationen March to Gaza, BDS, Allianz „Stoppt den Krieg“, KEERFA, der palästinensischen Gemeinde in Griechenland sowie einer Vielzahl von Kollektiven auf Inseln und in Städten unterstützt. Ganz Griechenland stehe am Sonntag „im Kampf gegen Netanjahus Völkermordplan zu einem Zeitpunkt, da (der israelische Premier) Netanjahu mit der Unterstützung von Trump und Mitsotakis (griechischer Premier, Anm. d. Red.) seinen Plan zur Invasion Gazas und zur vollständigen Auslöschung der Palästinenser vorantreibt“, wie der Mitorganisator KEERFA dazu feststellt. Und KEERFA fügt hinzu: „Freiheit für Palästina, vollständiger Abbruch der Beziehungen zum genozidalen Staat Israel, keine Verfolgung von Solidaritätsbekundungen (in Griechenland) auf Grundlage des Antirassismusgesetzes. Es ist Zeit, die Mörder zu stürzen!“

Drei Demos binnen sieben Tagen gegen die „Crown Iris“

Griechenland befindet sich mitten in der touristischen Hochsaison. Auch bei israelischen Reisenden steht Hellas hoch im Kurs. Nach offiziellen Angaben des Flughafens von Tel Aviv und lokaler Reisebüros besuchten alleine im Monat Juli insgesamt 161.000 Israelis Griechenland. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht Athen mit 49.226 Besuchern. Es folgen Kreta mit 33.791, Rhodos (31.454), Thessaloniki (11.655) und Korfu (10.308).

Die israelischen Medien bezeichneten den Sonntag als „Tag des Zorns“ in Griechenland. Sie warnten vor Urlaubsreisen nach Griechenland. Eine junge Israelin erklärte auf dem Flughafen Tel Aviv kurz vor ihrer Abreise nach Griechenland gegenüber dem israelischen Staatsfernsehen, dass sie „weiß, dass es für ihre persönliche Sicherheit besser ist, ihre jüdische Herkunft zu verbergen, solange sie in Griechenland ist“. Sie fügte jedoch hinzu, dass „sie den Sommer in Griechenland um nichts in der Welt eintauschen würde“. Andere Befragte offenbarten, dass sie am Sonntag „am Hotelpool verbringen“ und es vermeiden werden, sich auf der Straße zu bewegen, „bis der Sturm vorbei ist“.

Internationales Aufsehen hatten zuletzt drei propalästinensische Demos binnen sieben Tagen in Griechenland gegen das Kreuzfahrtschiff „Crown Iris“ mit größtenteils israelischen Passagieren an Bord erregt. Konkret: Mehrere hundert propalästinensische Demonstranten hatten am 22. Juli auf der Kykladeninsel Syros erfolgreich verhindert, dass etwa 1.600 israelische Touristen von der „Crown Iris“ für einen sechsstündigen Besuch im Hafen des Hauptortes Ermoupolis aussteigen konnten. Der Betreiber Mano Shipping beschloss daher, den Landgang auf Syros komplett abzusagen und das Schiff stattdessen nach Limassol auf Zypern umzuleiten.

Ferner wurden am 28. Juli insgesamt 14 Personen von der Polizei bei einer Demo gegen die „Crown Iris“ im Hafen von Rhodos in Gewahrsam genommen. Im Fall von acht Personen wurde die Festnahme wegen der Anwendung von Gewalt gegen Beamte und des Verstoßes gegen das griechische Anti-Rassismus-Gesetz in eine Verhaftung umgewandelt.

Demonstranten bereiteten zudem am 29. Juli im Hafen von Agios Nikolaos in Ostkreta den Passagieren der „Crown Iris“ einen ungemütlichen Empfang. Sie bewarfen die Busse, die die Israelis für den Landgang aus Sicherheitsgründen aus dem Hafengelände transportierten, mit wassergefüllten Plastikflaschen. Bereits früh eingetroffene Spezialeinheiten der Polizei (MAT) gingen gegen die Protestierenden vor. Die MAT-Kräfte setzten dabei Tränengas ein und traktierten die Demo-Teilnehmer mit Schlägen. Mehrere Personen wurden festgenommen.

Die Regierung in Athen unter dem konservativen Premier Kyriakos Mitsotakis verurteilt die Proteste aufs Schärfste. Sie kündigte unmittelbar nach dem Vorfall auf Syros an, dass fortan gegen propalästinensische Protestler, die israelische Kreuzfahrtpassagiere an Landgängen in griechischen Urlaubszielen hindern wollen, wegen des Verstoßes gegen die griechische Gesetzgebung zur Bekämpfung von Rassismus vorgegangen werde, wie anschließend in Rhodos und Kreta auch geschehen.

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