Protestkampagne gegen Tesla: Kein Bock auf Tech-Faschismus

Berlin taz | Die Proteste gegen Tesla nehmen in Europa weiter Fahrt auf. Am Wochenende protestierten hunderte Ak­ti­vis­t:in­nen der Kampagne „Take down Tesla“ gegen den US-Autobauer vor Tesla Stores in den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland, ebenso vor der US-Botschaft in Berlin. Sie forderten einen Boykott des Elektroautoproduzenten, dessen Chef Elon Musk US-Präsident Donald Trump berät und in Europa rechtsgerichtete Parteien wie die AfD unterstützt.

Mitglieder der Kampagne hoffen, den wirtschaftlichen Druck auf Musk mit den Protestaktionen zu erhöhen. „Musks Imperium wankt und damit auch sein politischer Einfluss“, sagt Caro Weber, Pressesprecherin von „Tesla den Hahn abdrehen“. Musk dürfe „nicht weiter ungehindert demokratische Strukturen untergraben“. Das Bündnis hat die Protestkundgebung vor dem Tesla Showroom in Berlin-Mitte organisiert. Hier hielten Protestierende ein Plakat mit der Aufschrift „Faschismus stoppen!“ in die Kameras.

Die Ak­ti­vis­t:in­nen dürchten den Einfluss des Tech-Milliardärs auch in Deutschland. „Musks Angriff auf das amerikanische Sozialsystem ist eine Warnung dafür, was er auch in Europa plant. Das sehen wir in Brandenburg, wo er sich mit seiner Gigafactory über Umweltauflagen hinwegsetzt, Gewerkschaften angreift und mit unsicheren Arbeitsbedingungen leben gefährdet“, sagt Weber von „Tesla den Hahn abdrehen“. Mit Protesten vor den Tesla-Stores könne man den Menschen am ehesten vermitteln, dass „diese Luxuskarren Elons rechte Politik finanzieren“.

Die Aktionen haben offenbar Erfolg: Tesla kämpft derzeit mit deutlichen Absatzrückgängen. Laut den am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen verkaufte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weltweit rund 15 Prozent weniger Autos. Besonders stark ist der Rückgang in Westeuropa. In Frankreich sackten die Verkäufe um 37 Prozent ab, in Schweden sogar um 64 Prozent.

Auch in den USA Wut auf das Unternehmen

„Es gibt auf jeden Fall einen Zusammenhang zwischen den Protesten und dem Rückgang der Verkäufe“, sagt Aktivistin Weber. Auch wenn die wachsende Konkurrenz aus China eine Rolle spielt, sehen Bran­chen­ex­per­t:in­nen die politische Rolle Musks im autoritären Staatsumbau des US-Präsidenten Trump als Hauptgrund für die Krise Teslas.

Die Wut auf Trump und Musk richtete sich in den USA schnell gegen das Unternehmen. Unter dem Hashtag #Teslatakedown riefen Ak­ti­vis­t:in­nen zum Boykott des Unternehmens auf und organisierten Kundgebungen vor Tesla Stores. Auf einer interaktiven Karte auf der Website der Kampagne sind sämtliche Filialen eingetragen, Ak­ti­vis­t:in­nen können selbständig Kundgebungen eintragen. Vor allen Tesla-Stores in den USA wurde bereits protestiert.

Musk selbst behauptete bereits, die Proteste gegen Tesla würden dem Unternehmen schaden. „Das ist ein sehr teurer Job“, so der Firmenchef in Bezug auf seine Beraterrolle in der US-Regierung, die er möglicherweise demnächst abgeben will: „Meine Tesla-Aktien und die Aktien aller Tesla-Besitzer sind um etwa die Hälfte gefallen“.

John Gorenfeld, Mitbegründer von Take Down Tesla UK berichtet, bei der ersten Kundgebung vor einem Monat sei nur zwei Menschen da gewesen, heute gebe es schon in neun britischen Städten Gruppen, die regelmäßig Proteste organisieren, die stetig Zulauf bekommen. „Das Image war immer, dass du etwas Gutes für den Planeten tust, wenn du Tesla fährst. Das hat sich jetzt umgekehrt.“ Viele aus seinem Bekanntenkreis hätten bereits ihre Teslas verkauft.

Durch einen Boykott könnten Kon­su­men­t:in­nen auf Tesla, und damit auch auf Musk und die US-Politik nehmen, bestätigt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. „Ein Boykott kann ein sehr viel effektiveres Instrument sein als die Gegenzölle Europas“.

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