
In Nordwesten und Süden Syriens nehmen Anschläge der selbstgenannten Miliz „Islamischer Staat“ (IS), auch Daesh genannt, zu. Die dschihatistisch-islamistische Gruppe soll unter anderem Kontrollposten, ein Fahrzeug der kurdischen inneren Sicherheit und den Wohnsitz eines Beamten angegriffen haben.
In diesem Jahr hat die Gruppe bislang 209 Angriffe in den kurdischen selbstverwalteten Gebieten durchgeführt, dokumentiert die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR). Laut SOHR wurden dabei 97 Menschen getötet: 15 Zivilist*innen, 68 Mitglieder der kurdischen Streitkräfte (SDF) und kurdischen Sicherheitskräfte (genannt Asayish) sowie 13 Daesh-Mitglieder. Besonders massiv waren die Angriffe in Deir ez-Zor, an der Grenze zum Irak.
Daesh-Mitglieder hätten eine RPG-Granate auf einen Kontrollpunkt geschmissen, berichtete SOHR am Sonntag. Am selben Tag berichtete das US-amerikanische Institut für Kriegsforschung, Daesh habe einen Granaten- und Sprengstoffanschlag auf ein Hauptquartier des syrischen Verteidigungsministeriums in Deir ez-Zor verübt. Am Montag schossen Daesh-Kämpfer von einem Motorrad aus auf das Haus des Verkehrsdirektors in Jadida Okaidat, einer Stadt im Osten von Deir ez-Zor, so SOHR. Es wurden keine Opfer gemeldet.
Die Streitkräfte der kurdischen Selbstverwaltung in Syrien (SDF) gehen gegen Daesh vor: Im Oktober hätten sie bereits sechs Operationen gegen Zellen der IS-Miliz durchgeführt und dabei 79 Verdächtige festgenommen. Am Samstag schrieb die SDF-Presseabteilung, sie habe das Versteck einer Terrorzelle nördlich von Raqqa gestürmt und dabei fünf Männer festgenommen, drei davon „hochrangige Anführer“. Die SDF-nahe Nachrichtenagentur Hawar meldete am Dienstag, große Mengen an Waffen, Munition und Sprengstoff seien beschlagnahmt worden.
Weniger Unterstützung für SDF
Die USA und manche EU-Länder hatten die SDF im Kampf gegen Daesh finanziell und teilweise mit Waffen unterstützt. Sie gelten als linksliberal, Frauen beteiligten sich an den Kämpfen. Die SDF stehen aber auch in der Kritik: Das unabhängige syrische Medium Enab Baladi wirft ihnen vor, „bei Razzien gezielt Zivilist*innen anzugreifen und zu töten“.
Bewohnende der Stadt Maskanah im Gouvernement Aleppo erzählten der taz im April von willkürlichen Festnahmen der SDF. Während der Militäroffensive im Jahr 2017 konnten die SDF Deir ez-Zor einnehmen und den dort herrschenden IS zurückdrängen. Die dortige arabische Bevölkerung protestiert gegen diskriminierende Behandlung, mangelnde Rechte und fürchtet den US-Einfluss.
Trump hatte in seiner ersten Amtszeit die Unterstützung der SDF weitestgehend gekappt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 wendet sich die kurdische Führung wieder dem syrischen Staat zu. Im März unterzeichnete SDF-Anführer Mazlum Abdi ein Abkommen mit al-Scharaa, in dem die Kurden der Integration in die staatlichen Institutionen Syriens zugestimmt hatten – inklusive der staatlichen syrischen Armee.
Doch der Deal ist nicht umgesetzt. Die vollständige Eingliederung der Kämpfer in die Armee steht noch aus und die Gebiete Raqqa und Hassakeh im Nordwesten waren bei den vergangenen Auswahlverfahren zum syrischen Parlament nicht beteiligt.
Treffen zwischen al-Scharaa und Trump
Syriens Übergangspräsident Ahmad al-Scharaa wird in der kommenden Woche US-Präsident Donald Trump treffen. Im Gespräch soll es auch um eine Strategie im Kampf gegen Daesh gehen. Der US-Sondergesandte für Syrien, Tom Barrack, sagte am Samstag: Syrien werde sich bald der von den USA geführten globalen Koalition gegen Daesh anschließen.
Teile der syrischen Armee waren an Massakern gegen Alawit*innen und Drus*innen beteiligt. SOHR berichtete im Oktober, seit dem Sturz des Assad-Regimes seien 11.000 Menschen, darunter über 1.000 Frauen und Kinder, getötet worden.







