Urteil gegen VW do Brasil: Einfach nur Beschämend

Volkswagen betrieb in Brasilien eine Farm, Arbeiter wurden misshandelt. Dass der Konzern gegen ein Urteil gegen ihn nun vorgehen will, spricht Bände.

F ür viele war die Entscheidung längst überfälig: Ein brasilianisches Gericht hat schwere Menschenrechtsverletzungen auf einer von Volkswagen do Brasil betriebenen Farm als erwiesen anerkannt und dem Konzern nun ein fette Geldstrafe aufgebrummt. Dass ein Gericht so klar die Seite von armen Landarbeitern einnimmt, ist in Brasilien ungewöhnlich. Doch es geht um mehr als um ein einzelnes Urteil: Es geht auch um die Aufarbeitung der Militärdiktatur, die ohne internationale Unterstützung kaum möglich gewesen wäre.

Volkswagen spielt eine besonders unrühmliche Rolle: Der Konzern verkaufte in jener Zeit jährlich 400.000 Autos in Brasilien, nicht zuletzt wegen der engen Verbindungen des Unternehmens zu den politischen Spitzen des Landes zur Zeit der Militärdiktatur. Sein Käfer – der Fusca – erlangte Kultstatus.

Im VW-Werk bei São Paulo arbeitete der Werksschutz mit der Geheimpolizei zusammen. Linke Beschäftigte wurden bespitzelt, einige landeten in Folterkellern, mutmaßlich mit Wissen des VW-Vorstands in Brasilien. 2020 zahlte der Konzern den Betroffenen rund 5,5 Millionen Euro. Für manche kam das zu spät, sie waren bereits verstorben. Das darf sich nicht wiederholen.

Deshalb ist es beschämend, dass Volkswagen bereits angekündigt hat, in Berufung zu gehen. Schuld seien Arbeitsvermittler gewesen, hieß es in der Vergangenheit mehrfach. Ganz ironiefrei hatte ein VW-Manager seinen Konzern einmal verteidigt, alle Firmen hätten so gehandelt. Es soll sich lediglich um Einzelfälle gehandelt haben, so hört man.

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Die Ermittlungsunterlagen zeichnen jedoch ein anderes Bild: Sie zeigen das volle Ausmaß der Gewalt, der Arbeiter ausgesetzt waren. Die Männer, die vor allem zu Rodungsarbeiten eingesetzt wurden, sollen schwer misshandelt worden sein.

Wer sich wie Volkswagen als moderner Konzern versteht, muss glaubwürdig mit seiner Vergangenheit um­gehen. Um neue Kapitel aufzuschlagen, müssen alte endlich geschlossen werden.

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