Problematischer Vorstoß der CDU: Stigma statt Sicherheit

A ls Betroffene einer psychischen Erkrankung und als Paderbornerin, dem Wahlkreis von Carsten Linnemann, empfinde ich die Forderung des CDU-Politikers nach einem Register für psychisch Kranke als verstörend und gesellschaftlich fatal.

Im Deutschlandfunk sagte er: „Es reicht nicht aus, Register anzulegen für Rechtsextremisten und Islamisten, sondern in Zukunft sollte das auch für psychisch Kranke gelten.“

Später ruderte er zurück, er habe psychisch kranke Gewalttäter gemeint. Doch sein ursprüngliches Zitat spricht für sich und die Relativierung bleibt problematisch.

Psychische Erkrankungen betreffen Millionen Menschen in Deutschland. Depressionen, Angststörungen und weitere sind keine Randphänomene, sondern alltägliche Realität.

Wer ein Register fordert, fördert nicht nur Stigmatisierung, sondern schreckt auch diejenigen ab, die dringend Hilfe benötigen. Schon heute suchen viele Betroffene viel zu spät oder gar nicht nach Unterstützung – aus Angst vor gesellschaftlicher Abwertung.

Instrumentalisierung des Magdeburger Anschlags

Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde die rechtsextreme Ideologie des mutmaßlichen Täters Taleb A. offenbart. Statt über die Bekämpfung von Rechtsextremismus zu sprechen, führt die CDU eine Debatte zu Migration und psychischen Erkrankungen. Dabei besteht zwar der Verdacht, Taleb A. habe eine psychische Erkrankung, aber eine Diagnose fehlte.

Ein Register hätte ihn also nicht erfasst, der Anschlag hätte dadurch wohl nicht verhindert werden können. Stattdessen sollte Linnemann lieber über das Versagen der Sicherheitsbehörden unter Innenministerin Zieschang (CDU) sprechen.

Gewalt entsteht aus komplexen Gründen

Gewalt entsteht aus Ideologien, Radikalisierung, strukturellen Defiziten und persönlichen Krisen. Ein Register für psychisch Kranke würde Gewalt nicht bekämpfen, sondern das Vertrauen in unsere Gesellschaft erodieren lassen.

Die meisten Gewalttaten stammen von Männern. Würde jemand ernsthaft vorschlagen, ein Register für Männer zu führen? Natürlich nicht – genauso absurd ist diese Debatte.

  • informationsspiegel

    Related Posts

    Washington Post cancelt Bezos-Karikatur: Demokratie ersäuft in Geld
    • January 6, 2025

    Die Washington Post verhindert eine Karikatur, die Jeff Bezos’ Nähe zu Trump kritisiert. Ein Symbol dafür, wie die USA in Richtung Oligarchie abdriften. mehr…

    Weiterlesen
    Karikaturistin Ann Telnaes: Schlussstrich unter „Washington Post“
    • January 6, 2025

    Die Zeichnerin fertigte eine kritische Karikatur an, die Inhaber Jeff Bezos zeigt. Weil die Redaktion dies nicht zeigen wollte, kündigte Telnaes nun. mehr…

    Weiterlesen

    Nicht verpassen

    Washington Post cancelt Bezos-Karikatur: Demokratie ersäuft in Geld

    • 2 views
    Washington Post cancelt Bezos-Karikatur: Demokratie ersäuft in Geld

    Karikaturistin Ann Telnaes: Schlussstrich unter „Washington Post“

    • 2 views
    Karikaturistin Ann Telnaes: Schlussstrich unter „Washington Post“

    Schlechte Laune am Montag: Der Montagsblues und die Gen Z

    • 2 views
    Schlechte Laune am Montag: Der Montagsblues und die Gen Z

    Im Berliner Karstadt am Hermannplatz: Mit Herr Lehmann auf dem Weg zur Kasse

    • 3 views
    Im Berliner Karstadt am Hermannplatz: Mit Herr Lehmann auf dem Weg zur Kasse

    Nach historischer Volksabstimmung: Im Yasuní wird noch gebohrt

    • 3 views
    Nach historischer Volksabstimmung: Im Yasuní wird noch gebohrt

    Religionsunterricht: Deutschlands heilige Kuh

    • 3 views
    Religionsunterricht: Deutschlands heilige Kuh