
Deutschland hat kein Migrations-, sondern ein Integrationsproblem. Dagegen kann der Sport helfen – wenn es politisch gewollt wäre.
I n Sportvereinen kommen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnen würden. Hier sind Herkunft, Einkommen oder Bildung egal, hier vermischen sich sozioökonomische Gruppen. Der Sport schafft das, woran Gesellschaft oft scheitert: Integration. Gerade für Migrant*innen bieten Sportvereine eine Möglichkeit, in einer neuen Umgebung anzukommen, Kontakte zu knüpfen und Zusammenhalt zu erleben – und ganz nebenbei beidseitig Vorurteile abzubauen.
In Deutschland sind über 28 Millionen Menschen in einem Sportverein, Tausende helfen im Training oder der Organisation aus. Der Sport ist einer der zentralen Bausteine des Zusammenlebens – und trotzdem gibt es Unzählige, denen der Zugang dazu verwehrt wird.
Da viele Vereine finanziell und personell am Limit sind, können sie dieses immense Potenzial nicht ausschöpfen. Die jahrelange politische Vernachlässigung des Sports hat zu maroden Hallen und Sportplätzen geführt, die der hohen Nachfrage nicht mehr gerecht werden. In den Großstädten sind lange Wartelisten für Vereinsmitgliedschaften die Regel geworden. Allein in Berliner Fußballvereinen warten über 5.000 Kinder auf einen Platz. Wer heute Vereinssport machen möchte, braucht vor allem eines: Geduld.
Für Fachkräfte fehlt oft das Geld
Auf dem Land sieht es nicht besser aus. Zwar gibt es dort oft mehr Sportstätten, aber dafür fehlen Trainer*innen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Neben dem Sport müssen sich diese auch mit komplizierten Anträgen für die Förderung und mit anderen bürokratischen Hürden herumschlagen, denn für ausgebildete Fachkräfte fehlt hier oft das Geld.
Auch die steigenden Kosten machen den Vereinen zu schaffen und werden im Zweifel auf die Mitglieder umgelegt, wenn die Förderung nicht ausreicht. Das benachteiligt besonders einkommensschwache Gruppen wie Migranten*innen, die von der Inklusionsfähigkeit des Sports besonders profitieren könnten.
Dieser Text ist Teil des Projekts taz Panterjugend: 26 junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, Nachwuchs-journalist:innen, -illustrator:innen und -fotograf:innen, kommen im Januar 2025 zu digitalen Seminaren zusammen und im Februar zu einer Projektwoche in die taz nach Berlin. Gemeinsam entwickeln sie zur Bundestagswahl Sonderseiten für die taz – ein Projekt der taz Panter Stiftung.
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Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die Vereine in ihrer Arbeit stärker unterstützen. Ehrenamtliche Tätigkeiten müssen finanziell und zivilgesellschaftlich anerkannt, kommunale Sportstätten besser gepflegt und Bürokratie muss abgebaut werden. Dann kann der Sport seine breite Basis nutzen und einen wesentlichen Beitrag zur Integration von unzähligen Menschen liefern.
Wer aber Sport immer noch als „schöne Nebensache“ sieht und ihn so behandelt, wird auch nur Nebensächlichkeiten erreichen können.
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