
„Aber klar ist auch – stabile Ernten gibt es in Zeiten widriger Wetterbedingungen nur mit unermüdlichem Einsatz, Unternehmergeist und verlässlichen Rahmenbedingungen“, sagte Agrarminister Alois Rainer (CSU). „Genau dafür sorgen wir mit weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr Planungssicherheit.“
Er verwies darauf, dass die Bundesregierung beispielsweise die sogenannte Stoffstrombilanz aufgehoben habe, die er ein „Bürokratiemonster“ nannte. Gemeint ist, dass manche Bauernhöfe zuvor verpflichtend dokumentieren mussten, wie viel Stickstoff und Phosphor sie der Umwelt entnehmen und an sie abgeben. Das sollte beispielsweise Überdüngung vorbeugen oder sanktionierbar machen.
Rainer lobte die eigene Regierung auch für den Plan, die jährlich 450 Millionen Euro Subvention für Agrardiesel wieder vollständig einzuführen. Er versprach außerdem „praxistauglichen Pflanzenschutz“, also den Einsatz von Pestiziden.
„Mehr, nicht weniger Natur- und Klimaschutz“
Der Naturschutzbund (Nabu) warnte vor einer „Scheindebatte“ zulasten von Umwelt- und Klimaschutz. Die Problembeschreibung teilt Nabu-Chef Jörg-Andreas Krüger zwar mit Agrarminister Rainer: „Wetterextreme und ausgelaugte Böden setzen landwirtschaftliche Betriebe auch weiterhin unter Druck“, sagte er am Mittwoch.
Er zieht aber andere Schlüsse daraus: „Die Rufe, Umweltstandards in der Landwirtschaft abzubauen, werden immer lauter, oftmals unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus.“ Krüger wünscht sich, dass das Problem an seiner Wurzel angepackt wird, also bei CO2-Emissionen und Naturzerstörung: „Was wir jetzt brauchen, ist mehr, nicht weniger Natur- und Klimaschutz.“ Deutschland komme auch bei der Klimaanpassung nicht hinterher.
Der Deutsche Bauernverband hatte im August schon eine eigene Erntebilanz vorgelegt, die ähnliche Werte nennt wie das Ministerium. Verbandschef Joachim Rukwied beklagte beim Getreide eine teils abnehmende Qualität, die er auf die teils sehr intensiven Niederschläge zurückführte. Er sprach von „spürbaren Folgen des Klimawandels“. Der Verband beklagte unter anderem „steigende Arbeitskosten durch den Mindestlohn sowie Einschränkungen beim Pflanzenschutz“, die die Arbeit für viele Betriebe erschweren würden.
Teile der Branche sehen das anders. „Die deutschen Biolandwirtinnen und -landwirte haben 2025 eine Getreideernte eingefahren, die das Vorjahr noch übertreffen wird“, sagte Peter Röhrig, Chef des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Er forderte Agrarminister Rainer auf, den Biolandbau zu fördern.
Die vom Bauernverband beklagten Qualitätseinbußen seien zudem vor allem für die industrielle und standardisiert arbeitende Lebensmittelbranche von Bedeutung, das klassische Bäckerhandwerk könne besser mit wechselnden Getreidebedingungen umgehen. „Für ein gutes Brot kommt es nicht nur auf die Qualität des Getreides an, sondern auch auf das Können des Bäckers“, so Röhrig.







