Friedensnobelpreis: Nein, Donald Trump hatte ihn nicht verdient. Aber 2026?

D onald Trump ist leer ausgegangen. Den Friedensnobelpreis, den der US-amerikanische Präsident so gern gehabt hätte, hat stattdessen die venezolanische Politikerin und Oppositionsführerin María Corina Machado bekommen. Dabei hatte Trump sich seit Wochen gerühmt, schon sieben Kriege beendet zu haben. Für jeden einzelnen dieser Schritte, lobhudelte sich der Egomane zuletzt bei der UN-Vollversammlung, habe er den Preis verdient.

Er wirkte dabei ein wenig wie das tapfere Schneiderlein aus der Märchensammlung der Brüder Grimm, das sich zum Helden aufplusterte, weil es sieben Fliegen auf seinem Musbrot mit einem Klatsch erledigte. Dabei war ganz ohne Blick in eine Glaskugel klar, dass Trump den Friedensnobelpreis 2025 nicht kriegen konnte – aus formalen Gründen. Die Nominierungsfrist dafür endet jedes Jahr schon am 31. Januar. Da war Trump gerade mal zehn Tage wieder im Amt und hatte auch nicht, wie vorher angekündigt, den Ukrainekrieg binnen 24 Stunden beendet. Bis heute.

Nun ist Trump also Friedensnobelpreisloser 2025. Und das Thema damit vom Tisch? Nein. Im Gegenteil. Denn auch wenn es reichlich gaga klingt, dass ausgerechnet ein zum Faschismus neigender Holzkopf den Friedensnobelpreis bekommen könnte. Tatsächlich ist eine Auszeichnung für Donald Trump absolut denkbar. 2026. Falls er es nämlich wirklich schaffen sollte, mit seinem Gaza-Friedensplan für genau das zu sorgen: dass Frieden in Gaza herrscht. Oder wenigstens kein Krieg mehr.

Denn genau dafür wurde der Preis von Alfred Nobel ja ausgelobt. Der Dynamiterfinder wollten denjenigen auszeichnen, der am meisten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.

Ak­ti­vis­t:in­nen und Kriegsherren

Ausgezeichnet wurden seit 1901 keineswegs nur Frie­dens­ak­ti­vis­t:in­nen wie Bertha Suttner oder das Kinderhilfswerk Unicef. Unter den nobel Geehrten waren auch Kriegsherren, die sich erst jahrelang bekämpft hatten – und dann doch zusammenfanden. 1978 waren es zum Beispiel Anwar as-Sadat und Menachem Begin, die Staatschefs von Ägypten und Israel.

Müssten im Falle eines dauerhaften Gaza-Friedens in der Konsequenz neben Trump auch der rechtsextreme Krieger Benjamin Netanjahu und die Hamas-Terroristen den Preis bekommen? Das wäre eine unerträgliche Vorstellung für alle, die dieser verrückten Idee der Demokratie verpflichtet sind. Aber es entspräche der Tradition des Nobelpreiskomitees, das 1973 auch US-Außenminister Henry Kissinger zusammen mit dem nordvietnamesischen Militärführer Le Duc Tho für preiswürdig hielt, weil der Vietnamkrieg nicht mehr ganz so kriegerisch war. Und das 1994 Schimon Peres und Jitzhak Rabin gemeinsam mit Jassir Arafat auszeichnete, der vielen bis heute als Urtyp eines palästinensischen Terroristen gilt.

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Man darf den Preis durchaus als Ansporn an eitle Despoten lesen, sich doch mal an dieser Aufgabe zu versuchen: Frieden schaffen

Denkbar wäre aber auch das Modell Kolumbien. Für die Beendigung des 50-jährigen Bürgerkriegs 2016 wurde nur dessen Präsident Juan Manuel Santos geehrt. Die ebenso an den Verhandlungen beteiligte Guerillatruppe Farc wurde links liegen gelassen.

So oder so darf man den Friedensnobelpreis als Ansporn an eitle Despoten lesen, sich doch mal genau an dieser Aufgabe zu versuchen: Frieden schaffen. Trumps Nobelsehnsucht ist daher keine Nachricht aus Absurdistan, sie ist der Beweis, wie wirksam dieser Preis ist. Allerdings sollte ihm möglichst bald jemand verklickern, dass es reichlich kontraproduktiv ist, wenn man als Gernegroßfriedensfürst im eigenen Land Soldaten gegen Kri­ti­ke­r:in­nen lostrumpeln lässt.

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