Studie über Sucht bei Tieren: Ist mein Hund spielsüchtig?

Die Augen brennen, der Rücken schmerzt, seit Stunden wäre es Zeit, den Rechner auszuschalten, aber eine Runde geht doch noch, oder? Süchtig machen nicht nur Nikotin und Alkohol, sondern auch Verhaltensweisen, die ohne Einnahme gesundheitlich bedenklicher Substanzen auskommen. Im Gegensatz zu exzessivem Shopping oder Sport sind Gaming- und Spielsucht als Suchterkrankung anerkannt. Wie und weshalb aber solche Verhaltensweisen entstehen, darüber ist bisher vergleichsweise wenig bekannt.

Forscherinnen von der Universität Bern und der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun einen besonderen Ansatz gewählt, um etwas über substanz-ungebundenen Abhängigkeiten zu erfahren: Sie haben den Spieltrieb von Hunden untersucht. „Haushunde weisen viele komplexe Verhaltensmerkmale auf, die sie mit uns Menschen teilen, und sie werden häufig als Modellspezies verwendet, um zwanghaftes Verhalten, kognitives Altern, ADHS, Neurotizismus und Autismus zu erforschen“, schreiben die Autorinnen. In der Verhaltensforschung dienen Modelltiere dazu, Verhaltensweisen und ihren Kontext zu studieren und die Erkenntnisse auf den Menschen oder andere Tiere zu übertragen.

Die Studie

Für die Studie, die im Fachmagazin Scientific Report erschien, wurden 105 Hunde untersucht. 33 zeigten den Forscherinnen zufolge ein suchtähnliches Verhalten. Darunter besonders prominent vertreten: Rassen wie Terrier und Hütehunde, denen ein ausgeprägter Spieltrieb beim Arbeiten zugutekommt. Ausgewählt wurden Hunde zwischen einem und zehn Jahren, darunter viele laut Hal­te­r:in­nen mit einem extremen Spielverhalten.

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Die Forscherinnen stellten die 105 Hunde vor Aufgaben und beobachteten sie. Handelt es sich um einen Ball-Junkie, der springt und bellt, wenn er ein Spielzeug sieht – und jault, wenn es weg ist? Und zeigen diese Ball-Junkies Verhaltensweisen, die man beim Menschen als suchttypisch begreifen würde? Vergessen sie etwa den vollen Napf, wenn das Spielzeug lockt. Fangen zu winseln an, wenn das Spielzeug zwar in Sicht-, aber außer Maulweite bleibt. Und wie gut können sie sich ohne Spielzeug beschäftigen? Ergänzend füllten die Hun­de­hal­te­r:in­nen Fragebögen über ihre Haustiere aus.

Was bringt’s?

Dass Hunde eine Suchtkrankheit entwickeln, genau wie Menschen, solche Schlüsse wollten die For­sche­r*in­nen anhand der Ergebnisse nicht ziehen. Zu einer Sucht gehört immer nicht nur das Verhalten selbst, sondern auch schädliche Konsequenzen. Das könnte etwa der Fall sein, wenn exzessives Spielen die Gelenke und das Verhältnis zu den Hal­te­r:in­nen belastet. Ob sich wirklich von spielsüchtigen Hunden reden lässt, dazu sei weitere Forschung vonnöten. Die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen schlagen als einen nächsten Schritt Wolf-Forschung vor zur Frage, wo das „exzessive Spielzeug-gerichtete Verhalten“ herkomme und welchen Nutzen es vielleicht einmal hatte.

  • informationsspiegel

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