Forschungsreaktor FRM II Garching: Bayerisches Leuchtturmprojekt bleibt finster

Der wegen seiner Nutzung russischen atomwaffenfähigen Urans umstrittene Forschungsreaktor steht wohl noch länger still. Ein Ersatzteil fehlt.

Seit über 5 Jahren steht Deutschlands größter Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München still. Ende dieses Jahres sollte er wieder in Betrieb gehen. Daraus wird – entgegen mehrfacher Ankündigungen durch den Betreiber, der Technischen Universität München – wieder nichts. Das förderte eine Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag zutage.

Grund ist aktuell ein seit fast 4 Jahren defekter Zentralkanal, dessen Ersatz bis heute auch nach mehrjährigen Verschiebungen nicht fertiggestellt ist. Im Zentralkanal befindet sich das Brennelement, das Herz des Reaktors.

Überraschend teilte die Bayerische Staatsregierung in ihrer Antwort mit, dass der Auftrag für den Kanal, der regelmäßig erneuert werden muss, bereits 2012 erfolgte. 2,5 Jahre waren eingeplant, aber auch nach 13 Jahren ist es nicht gelungen, das wichtige Ersatzteil für den „wissenschaftlichen Leuchtturm Europas“ (TU-Präsident Thomas Hofmann) herzustellen, geschweige denn einzubauen. Jahrelang gab es Probleme, eine geeignete Firma zu finden, Schwierigkeiten mit dem Material und insbesondere mit den Schweißverfahren.

Kein Startdatum mehr genannt

Ein Datum zur geplanten Inbetriebnahme wird nicht mehr genannt. Auch zu den ursprünglich veranschlagten Kosten schweigt sich die Staatsregierung aus. Bisher wurden 2 Millionen Euro für die Beschaffung ausgegeben, weitere 0,5 Millionen werden erwartet – ohne die Kosten für das FRM II-Personal.

Das weckt bei den Grünen Zweifel an den Managementfähigkeiten des Reaktorpersonals. Claudia Köhler, haushaltspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion: „Rund 400 Mitarbeitende, darunter 130 WissenschaftlerInnen, verdienen ihr Geld an einem seit 2020 stillstehenden Reaktor und ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wird jährlich für eine ungenutzte Forschungseinrichtung ausgegeben. Und die Zukunft ist weiter ungewiss.“

Der Garchinger Reaktor ist seit den ersten Planungen auch international umstritten. Er nutzt hochangereichertes waffenfähiges Uran in seinem Brennelement. Dieses stammt aus Russland, nachdem die USA die Lieferung verweigerten. Der Verwaltungsgerichtshof München hat allerdings 2024 trotz einer entgegenstehenden Formulierung in der Genehmigung gestattet, ihn bis zur Umstellung weiterzuverwenden.

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