Block-Prozess in Hamburg: Entführungs-Komplott beim Edel-Italiener

Es dauert ein paar Minuten, ehe am Mittwochvormittag David Barkay den Saal des Hamburger Landgerichts betritt, nachdem ihn die Vorsitzende Richterin als Zeugen aufgerufen hat.

Ein maskierter Sicherheitsbeamter wirft erst noch einen prüfenden Blick in den Raum. Zwei hochgewachsene Anwälte begleiten den leicht ergrauten, sonnengebräunten 68-Jährigen zu seinem Zeugenplatz, nur knappe zwei Meter von der Hauptangeklagten entfernt.

Diese Angeklagte ist Christina Block, eine der Erbinnen der Steakhaus-Kette Block House, der vorgeworfen wird, die Hauptverantwortliche für die gewaltsame Entführung ihrer beiden Kinder aus der Obhut des Vaters in der Silvesternacht 2023/2024 zu sein.

Mit ihr auf der Anklagebank sitzen seit 24 Verhandlungstagen unter anderem ihr Partner, der Sportmoderator Gerhard Delling, sowie Andreas Costard. Der Rechtsanwalt gilt als rechte Hand des Patriarchen Eugen Block, ist Vorstandsvorsitzender von dessen Block-Gruppe.

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Zeuge Barkay erzählt vor Gericht, wie er mit den drei Angeklagten beim Edel-Italiener Gallo Nero in Winterhude zusammensaß und einen Plan besprach, um die Kinder zur Mutter zurückzuholen

Zügig erzählt der Zeuge Barkay vor Gericht, wie er mit den drei genannten Angeklagten im Frühjahr 2023 beim Edel-Italiener „Gallo Nero“ in Hamburge-Winterhude zusammensaß und einen Plan besprach, um letztlich die Kinder zur Mutter zurückzuholen. Er erzählt auch, wie er mit Christina Block, Costard und weiteren eine Messenger-Gruppe namens „Bring Kids Home“ unterhielt. Und er erzählt, dass seine Firma Cyber Cupula weniger für die digitale Sicherheit des Luxus-Hotels „Grand Elysée“ beauftragt worden sei, das der Block-Familie gehört, sondern zuvorderst wegen der Kinder von Christina Block um Hilfe gefragt worden sei.

Schon mit diesen ersten Aussagen erfährt die bisherige Darstellung der Verteidiger einen ersten handfesten Widerspruch durch den als Kronzeugen geltenden Barkay. War es das nun für die Angeklagten, deren Ver­tei­di­ge­r:in­nen am Morgen noch versucht hatten, Barkays vergleichsweise kurzfristig anberaumten Auftritt vor Gericht mit Anträgen zumindest um einige Tage bis Wochen zu verzögern?

Kein unbeteiligter Zeuge

Der Israeli, der am Morgen mit dem Flugzeug in Hamburg landete, ist in dem Entführungsfall kein unbeteiligter Zeuge, sondern nach Ansicht der Staatsanwaltschaft derjenige, der von Christina Block und Costard mit der Rückholung von Blocks Kindern beauftragt wurde. Vor einigen Jahren hatte er in Israel Cyber Cupula gegründet, eine Firma, die sich nach seiner Aussage um die Cyber-Sicherheit etwa von Unternehmen kümmert. Erfahrung hat er in dem Bereich offenbar, weil er, wie er vor Gericht schilderte, zehn Jahre lang seinem Land „gedient“ habe.

Auch wenn Barkay am Mittwoch betonte, dass von Anfang nur an eine gewaltlose Rückholaktion gedacht worden sei – in jener Silvesternacht wurden zwei der Kinder von Block gewaltsam entführt. Sie hielten sich bei Blocks Ex-Mann Stephan Hensel in Dänemark auf. Beide führten zu diesem Zeitpunkt einen erbitterten Sorgerechtsstreit; beide sahen sich im Recht: Ein Hamburger Gericht hatte das Sorgerecht Block zugeschlagen; ein dänisches Hensel.

Bei der Entführung wurde Hensel gewaltsam angegriffen – die entführten Kinder sagten den Ermittlungen zufolge aus, sie hätten Todesangst gehabt. Nach Bekanntwerden der Entführung wurden die Kinder wieder zum Vater gebracht

Schlecht gelaufen: Abgang Christina Block und Entourage nach der Verhandlung

Foto: Christian Charisius/dpa

Barkay sagte am Mittwoch, ihm sei im Frühjahr 2023 geschildert worden, dass der Mutter großes Leid und Unrecht durch Hensel widerfahren sei, indem er ihr die Kinder nicht übergab. Man habe ihm versichert, dass „die Familie deswegen das Recht hat“, die Kinder zurückzuholen.

Wie glaubwürdig Barkays bisherige Aussagen sind, ist allerdings noch unklar. Angeklagt ist er bislang in dem Entführungsfall noch nicht, doch hatte die Staatsanwaltschaft gegen ihn bereits einen Haftbefehl erwirkt. Dem hatte er sich bislang dadurch entzogen, dass er seither keinen Boden von EU-Ländern betrat. Dass der Haftbefehl nun nicht vollstreckt wird, liegt daran, dass die Staatsanwaltschaft ihm freies Geleit zugesichert hat – im Gegenzug für seine Aussage.

Auch noch Untreue-Verdacht

Für Costard und Christina Block hat die bisherige Aussage Barkays zur Folge, dass das Gericht sie nun auch wegen Untreue beziehungsweise Beihilfe oder Anstiftung zur Untreue verurteilen könnte. Das erklärte die Vorsitzende Richterin den beiden zum Abschluss des Verhandlungstages.

Hintergrund ist die Aussage Barkays, wonach die an der Entführung Beteiligten um Barkay monatelang kostenlos im „Grand Elysée“ beherbergt wurden. Dadurch sei der Elysée Hotel AG ein Schaden von mindestens 200.000 Euro entstanden – für den Costard die Anweisung gegeben haben könnte und wobei Block möglicherweise geholfen hat.

Am Donnerstag soll Barkay seine Aussage fortsetzen.

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