E ine Schiffsreise übers Mittelmeer. Wer könnte da Nein sagen. Schon wenn man Flugreisen mit Blick auf die Erderwärmung grundsätzlich ausschließt, fällt die Entscheidung für den Ausflug auf dem Wasser leicht. Wenn es dann auch noch für einen guten Zweck ist, umso besser. Klimaaktivistin Greta Thunberg ist mit elf weiteren propalästinensischen AktivistInnen und Hilfsgütern auf dem Weg von Italien nach Gaza. Wohl wissend, dass das Segelboot „Madleen“ sein Ziel nie erreichen wird.
Um die Lieferung der ohnehin lächerlich geringen Menge von Medikamenten an Bord geht es bei Thunbergs Reise so wenig wie um das Ende der Seeblockade. Eher schon um eine medienwirksame Selbstinszenierung des einstigen Stars der Klimabewegung, die auf der „Madleen“ für die FotografInnen posiert. Und – klar – auch darum, die Weltöffentlichkeit für die Notlage im Gazastreifen wachzurütteln, was für sich genommen nur lobenswert ist und was gar nicht oft und nicht laut genug passieren kann.
Das gezielte Aushungern der palästinensischen Bevölkerung, ihre Vertreibung und das Blutvergießen müssen ein Ende haben. Eine Haltung, die im Übrigen auch sehr viele Israelis teilen. Mehr als die Hälfte der israelischen Bevölkerung fordert das sofortige Kriegsende und die Befreiung der Geiseln, die noch immer von palästinensischen Islamisten festgehalten werden. Für das Leid der am 7. Oktober 2023 Verschleppten reicht das Mitgefühl Thunbergs nicht.
Das ist sehr bedauerlich. Wäre es anders, könnte ihr Protest vermutlich noch höhere Wellen schlagen und mehr Menschen erreichen, als es mit ihrer einseitigen Solidarität für die PalästinenserInnen gelingt. Thunberg hat dafür zu Recht heftige Kritik geerntet und letztendlich auch ihrer eigenen Sache, dem Klimaaktivismus, nur geschadet. Sich selbst und vermutlich auch andere vorsätzlich mit der Gaza-Flotilla in Gefahr zu bringen, ist naiv, verantwortungslos und wahnsinnig.
Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.
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Konfrontation mit Ansage
Schließlich ist dies nicht der erste Versuch propalästinensischer AktivistInnen, die Blockade zu durchbrechen. Als die Gaza-Flotilla „Mavi Marmara“ im Mai 2010 vor der Küste des Gazastreifens von der israelischen Marine abgefangen wurde, kamen zehn türkische Aktivisten zu Tode. Wobei die „Madleen“ kaum mit Schlagstöcken und schwereren Waffen beladen sein dürfte, wie sie die von türkischen Islamisten finanzierte „Mavi Marmara“ gebunkert hatte.
Völlig klar ist aber, dass die israelische Marine die „Madleen“ aufhalten wird. Damit rechnen auch die Leute auf dem Segelboot. „Wenn die israelische Armee humanitäre Boote angreift, wenn Israel humanitäre Freiwillige tötet, und die Welt schweigt, was sagt das dann über uns?“, heißt es in kurzen Statements der AktivistInnen auf Instagram. Es scheint, als würde man es geradewegs darauf anlegen, von israelischen Soldaten verletzt zu werden, um der politischen Botschaft noch mehr Kraft zu verleihen. Was für ein seltsames Vorgehen.








