Nach dem Sturz Assads: Syriens erste Wahl – historisch, aber nicht frei

Erstmals nach dem Sturz von Diktator Assad wird in Syrien gewählt. Gebiete der Drusen und Kurden sind ausgeschlossen, Bürger dürfen nicht direkt wählen.

Berlin taz | Rund neun Monate ist es her, dass Diktator Baschar al-Assad von der syrischen Opposition nach jahrelangem Bürgerkrieg gestürzt werden konnte. Der Fall von Damaskus im Dezember 2024 war das Ende des Regimes der Assad-Familie. Seit 1971 hatte sie Syrien als totalitäre Diktatur regiert. Mit seiner Familie floh Assad nach Russland. Die syrischen Rebellen erklärten im Staatsfernsehen ihren Sieg.

Seit diesem Zeitpunkt gibt es quasi eine Art neuer Zeitrechnung in Syrien. Ein Meilenstein sind die ersten Wahlen seit dem Sturz des Diktators. Seit Montag werden regionale Wahlgremien gewählt, die ihrerseits einen Teil der Abgeordneten des neuen syrischen Parlaments bestimmen. Von einem historischen Ereignis ist an vielen Stellen die Rede. Doch wirklich freie und demokratische Wahlen, wie wir sie uns vorstellen, sind es nicht. Ein Grund dafür ist, dass nicht in allen Regionen und Provinzen gewählt werden darf.

Während die internationalen Großkriege die Schlagzeilen dominieren, ist die Lage in Syrien ein wenig aus dem Blick geraten. In der aktuellen Fernverbindung, dem taz-Auslands-Podcast, wirken wir dem entgegen. Julia Neumann, die im Libanon ansässig ist und in den vergangenen Wochen und Monaten viel zu und aus Syrien berichtet hat, gibt uns eine Einschätzung zu den aktuellen Wahlen.

Einen besonderen Einblick vermitteln ihre Eindrücke aus Suweida im Südwesten Syriens, einer von der Minderheit der Drusen bewohnten Provinz. Die Region ist nicht zu den Wahlen zugelassen, in der offiziellen Begründung der Übergangsregierung werden Sicherheitsgründe genannt. Suweida ist im Juli schmerzlich in den Fokus geraten, da es dort zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Regierungskräften und lokalen Kämpfern kam. Es gibt zahlreiche Berichte von Hinrichtungen, brutalen Misshandlungen und hunderten Toten.

Wie ist es, als Reporterin immer wieder Menschen zu begegnen, die viel Leid erlebt haben, die versuchen, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und aufzuarbeiten? Was bedeuten Nähe und Distanz im Zusammenspiel mit journalistischer Professionalität? Auch darum geht es im Gespräch zwischen Westasien-Korrespondentin Julia Neumann und Tanja Tricarico aus dem Politik-Team der wochentaz.

Fernverbindung“ – Der neue Auslands-Podcast der taz erscheint jede Woche auf taz.de und überall, wo es Podcasts gibt.

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