
Mit der Begründung, immer weniger Menschen schauten lineares Fernsehen, streicht RTL hunderte Arbeitsplätze. Die Zukunft sieht man im Streaming.
kna | Das Medienunternehmen RTL baut in Deutschland rund 600 Arbeitsplätze ab. Das gab der Konzern am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt. Mit Abfindungsprogrammen und Regelungen zur Altersteilzeit sollen betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermieden werden, so RTL. Die Kürzungen seien nötig, weil immer weniger Menschen lineares Fernsehen schauen und die Konjunkturlage in Deutschland gleichzeitig schwierig sei.
„Der Medienmarkt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Um langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben, richten wir RTL Deutschland noch konsequenter auf das Streaming-Geschäft aus“, sagt RTL-Chef Stephan Schmitter.
Seit dem Jahr 2019 seien die Umsätze, die sich mit Werbung im linearen Fernsehen erzielen lassen, um mehr als 20 Prozent gesunken, so das Medienunternehmen. Gleichzeitig sei die Zahl der Menschen, die das zahlungspflichtige Online-Angebot RTL+ abonniert haben, von 0,8 auf 6,6 Millionen Menschen gestiegen. Deshalb solle das Unternehmen noch gezielter auf das Streaming-Geschäft ausgerichtet werden.
Ziel sei es auch, mit den großen US-Streamingdiensten in den Wettbewerb zu treten. Die Inhalte und die publizistische Verantwortung stünden dabei weiter im Mittelpunkt, so Schmitter. Dafür solle gezielt in Unterhaltung, Sport und Nachrichten investiert werden. Der nötige Personalabbau soll Schmitter zufolge so fair und verantwortungsvoll wie möglich gestaltet werden.
„Eine Katastrophe“
Der Deutsche Journalisten-Verband zeigte sich über die Ankündigungen schockiert. „Das ist eine Katastrophe für die Kolleginnen und Kollegen bei RTL und ihren Töchtern“, sagte DJV-Chef Mika Beuster in einer Pressemitteilung. Es stehe zu befürchten, dass die journalistische Qualität Schaden nehme.
„Es dürfte für die Redaktionen mindestens schwierig werden, das jetzige Niveau mit noch weniger Personal zu halten“, so Beuster. Die mit den Betriebsräten ausgehandelten Bedingungen des Stellenabbaus bezeichnete Beuster aber als Lichtblick: „Das sind gute und wichtige Verhandlungsergebnisse im Sinne der Beschäftigten, die den Jobkahlschlag zwar nicht rückgängig machen, aber die schlimmsten Auswirkungen lindern.“
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