Warnung der Monopolkommission: Die große Macht von Aldi, Lidl & Co

Die Landwirtschaft profitiert laut Monopolkommission immer weniger von steigenden Lebensmittelpreisen. „Die Verbraucherpreise sind in den letzten Jahren und insbesondere in der inflationären Phase nach der Pandemie enorm gestiegen“, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Sondergutachten des von der Bundesregierung eingesetzten Beratungsgremiums. „Die Preise, die landwirtschaftliche Betriebe für ihre landwirtschaftlichen Produkte bekommen, steigen hingegen in einem viel geringeren Maße. Diese Schere öffnet sich immer weiter“, so die Wettbewerbsexperten.

Die Gewinnmargen verschöben sich zusehends weg von der Landwirtschaft hin insbesondere zu den Lebensmittelherstellern und -händlern. Auslöser für das Gutachten zum Wettbewerb in der Lebensmittel-Lieferkette waren die Bauernproteste im Jahr 2024 und die hohen Nahrungsmittelpreise der vergangenen Jahre.

Die Monopolkommission sieht „deutliche Hinweise für Wettbewerbsprobleme“: So habe die Marktkonzentration im Einzelhandel in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Mittlerweile würden 4 große Unternehmensgruppen – Edeka, Rewe, Schwarz (Lidl) und Aldi – rund 85 Prozent des Marktes kontrollieren. „Gleichzeitig haben sich die durchschnittlichen Gewinnmargen erhöht.“ Auch die Hersteller würden zunehmend fusionieren.

Zudem stellten Händler immer mehr Produkte selbst her. „Zum Beispiel sind drei der vier größten deutschen Einzelhändler mit eigenen Werken in der Fleischverarbeitung tätig.“ Diese „Vertikalisierung des Lebensmitteleinzelhandels“ berge das „Risiko einer Machtverschiebung“. Besonders heben die Experten hervor: Die steigende Konzentration falle zeitlich mit dem Anstieg der Preisaufschläge zusammen.

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Die Kommission empfiehlt, Fusionen schärfer zu kontrollieren.

Die Kommission empfiehlt deshalb, Fusionen schärfer zu kontrollieren. Das Bundeskartellamt schaue „zu isoliert“ auf die einzelnen Stufen Handel und Herstellung. Es müsse „verstärkt marktübergreifende Analysen vornehmen“. Die Behörde solle genauer in den Blick nehmen, wie die großen Händler ihre Macht in der Lebensmittelindustrie ausweiten.

Das Kartellamt und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung müssten auch effektiver die Gesetze gegen unfaire Handelspraktiken durchsetzen. Die Behörden sollten sich künftig zum Beispiel auf Fälle konzentrieren, die „eine hohe volkswirtschaftliche Relevanz“ haben.

Zudem raten die Experten, dass die Landwirtschaft ihre Produktionskosten senkt und so ihre Wettbewerbsposition stärkt. Auch durch größere Betriebe, die geringere Stückkosten haben. „Ein entsprechender Strukturwandel hat bereits eingesetzt und ist aus ökonomischer Sicht sinnvoll“, so die Kommission.

Allerdings könnten auch kleinere Höfe durch innovative Technologien effizienter werden, etwa durch genauere Düngung. Die Kommission empfiehlt, Agrarsubventionen nicht mehr vorwiegend nach der Größe der Fläche eines Hofs auszurichten, „sondern an Produktivität, Innovationsfähigkeit und Nachhaltigkeitszielen“.

Händler: Wettbewerb funktioniert

Für die Organisationen Oxfam Deutschland, Forum Fairer Handel und Rebalance Now bestätigt das Gutachten, „die negativen Folgen der zunehmenden Marktkonzentration“. Bundesregierung und Wettbewerbsbehörden müssten darauf reagieren.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) dagegen wies Vermutungen zurück, steigende Preise würden automatisch zu höheren Gewinnen der Supermarktketten führen. „Die in den letzten beiden Jahren gestiegenen Preise für Lebensmittel sind die Folge von höheren Kosten für Energie, Personal und Wareneinkauf“, teilte die Branchenorganisation mit.

Gründe für höhere Einkaufspreise seien dabei in einigen Fällen schlechtere Ernten aufgrund des Klimawandels oder auch Kriege und „weltpolitische Unsicherheiten“. „Im harten Wettbewerb der Handelsunternehmen untereinander kann es sich kein Akteur leisten, seine Margen auf Kosten der Kundinnen und Kunden zu erhöhen“. Das Preis-Leistungs-Niveau für die Verbraucher ist dem HDE zufolge europaweit einzigartig, die Margen des Lebensmittelhandels seien mit 1 bis 3 Prozent gering.

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