
In der letzten Folge dieses Jahres wird es im Podcast weihnachtlich. Zu Gast ist die Ostfluencerin Olivia Schneider, die auf ihrem Instagram-Account @tvmvlt ostdeutsches Essen und ostdeutsche Kultur vorstellt. Außerdem dabei ist Ana Romas, die auf Social Media als @russischraclette bekannt ist. Ihre kasachisch-deutsche Prägung beeinflusst bis heute ihre kulinarischen Ideen.
Gemeinsam mit Host Dennis Chiponda sprechen Olivia Schneider und Ana Romas über Weihnachtstraditionen in Ost und West, familiären Weihnachtsstress und ungleich verteilte Care-Arbeit. Und testen sich dabei durch das Weihnachtssüßigkeitensortiment des Landes.
In der Sowjetunion wurde Weihnachten aufgrund des atheistischen Staatsverständnisses bewusst entchristlicht. Stattdessen etablierte die sowjetische Regierung ein säkularisiertes Neujahrsfest. Das bedeutete: Statt eines Weihnachtsbaumes wurde ein Neujahrsbaum aufgestellt. Ana Romas erzählt, dass Weihnachten in Kasachstan für sie kaum eine Rolle spielte. „Mit dem Datum verbinde ich so gut wie nichts, mit dem Look verbinde ich Silvester.“, sagt Romas.
Dabei gibt es erstaunliche Parallelen zwischen ostdeutschen und sowjetischen Gewohnheiten, in denen sich Romas – trotz ihres Umzugs nach Westdeutschland – wiederfindet. Als Kind war sie etwa schockiert, dass man in Westdeutschland Lametta einfach wegwirft. Chiponda ergänzt: Das ostdeutsche Weihnachten war das nachhaltigere.
Überhöhte Erwartungen sorgen für Stress
Wo sich das ostdeutsche und das westdeutsche Weihnachtsfest jedoch eindeutig ähneln, ist der Familienstress. Für Olivia Schneider ist dabei vor allem das Thema Care-Arbeit sensibel. „Es ist immer wieder ein Thema: Wer kümmert sich eigentlich um die ganze Orga vom Weihnachtsfest? Wer steht in der Küche? Wer deckt den Tisch?“ Bestimmte Familienmitglieder müsse man regelrecht darum bitten, Verantwortung zu übernehmen.
Obwohl sich alle einig sind, dass der Weihnachtsstress auch durch überhöhte Erwartungen entsteht, die niemand erfüllen kann, beobachtet Schneider diese Erwartungen bei sich selbst. Wenn sich ihre Brüder am zweiten Weihnachtsfeiertag in Jogginghose an den Tisch setzen, obwohl ihre Mutter aufwendig gekocht hat, „dann bin ich richtig angepisst. […] Aber eigentlich ist es auch egal, weil die Beine ja unter dem Tisch sind.“
Dennis Chiponda
Auch politische Konflikte führen in vielen Familien zu Spannungen. In Romas Familie sei seit 2015 die Aufnahme von Geflüchteten ein großes Streitthema gewesen. Das nehme sie auch in anderen migrantischen Communities wahr. Ihre persönliche Konsequenz: Beziehungen zu Familienmitgliedern abzubrechen, die offen rassistische Einstellungen vertreten.
Olivia Schneider berichtet, dass in ihrer Familie diejenigen, die gern politische Diskussionen anzetteln, gebeten wurden, sich während des Festes zurückzuhalten. Chiponda empfiehlt, mit Familienmitgliedern, die andere politische Überzeugungen haben, ohne Konfrontation ins Gespräch zu gehen, nachzufragen, woher ihre Haltung kommt. „Ich versuche niemanden mehr zu überzeugen, sondern ich gebe eine Information und gucke, ob es fruchtet oder nicht.“
Oder man versucht, Spannungen gar nicht erst aufkommen zu lassen und die Situation humorvoll zu entschärfen. „Humor rettet ganz viel!“, sagt er.
„Mauerecho – Ost trifft West“ ist ein Podcast der taz Panter Stiftung. Er erscheint jede Woche Sonntag auf taz.de/mauerecho sowie überall, wo es Podcasts gibt. Besonderen Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm.






