Tobias E. wurde als Mitglied der mutmaßlich kriminellen Vereinigung um Lina E. in Deutschland festgenommen. Seine Anwältin kritisiert die Inhaftierung.
Tobias E. wird unter anderem vorgeworfen, einer kriminellen Vereinigung in Budapest um die Verurteilte Lina E. angehört zu haben, die zwischen 2018 und 2020 mutmaßlich gezielte Angriffe auf Rechtsextreme verübt haben soll.
Zudem soll Tobias E. im Januar 2019 mit fünf bis sechs weiteren Personen in einer Unterführung am Bahnhof Dessau-Roßlau vier Menschen angegriffen haben, die von einer rechtsextremen Demonstration kamen. Dabei soll die Gruppe um Tobias E. gezielt unter anderem mit einem Hammer und einem sogenannten Totschläger die Rechtsextremen an den Kopfbereichen angegriffen und sie lebensgefährlich verletzt haben.
Die Verteidigerin von Tobias E., Anna Luczak, kritisierte die Festnahme in Deutschland: Der Haftbefehl beziehe sich auf denselben Vorwurf der Mitgliedschaft in einer 2018 in Deutschland gegründeten kriminellen Vereinigung, für den ihr Mandant bereits in Ungarn verurteilt sei und dort über einem Jahr in Untersuchungshaft gesessen habe.
Anwältin sieht keine Fluchtgefahr
Der Vorwurf aus dem Haftbefehl, wie etwa die Beteiligung an einer Körperverletzung im Januar 2019, beruhe auf vagen Indizien. Zudem habe sich Tobias E. seit 2019 dem Verfahren in Deutschland nie entzogen und wolle sich diesem auch weiterhin stellen. Die erneute Haft wegen angeblicher Fluchtgefahr sei daher nicht nachvollziehbar.
Der Fall Tobias E. ist Teil des Ermittlungskomplexes gegen die mutmaßliche kriminelle Vereinigung um Lina E. Im November 2024 war Johann G., ein weiteres Mitglied der Gruppe, nach vierjährigem Untertauchen in Thüringen festgenommen worden. Bereits im Mai 2023 hatte das sächsische Oberlandesgericht Lina E. und drei weitere Mitangeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Parallel dazu beginnt in München im Februar 2025 der Prozess gegen Hanna S., der vorgeworfen wird, im Februar 2023 an Angriffen auf Rechtsextreme in Budapest beteiligt gewesen zu sein. Die Organisation „Rote Hilfe“ kritisiert die Festnahmen scharf und bezeichnet sie als „staatliche Verfolgungswut“ und „Hetze auf Antifaschist*innen“. Sie fordert die Freilassung der Inhaftierten.
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