Palästina-Solidarität: Greta Thunberg bringt Hilfsgüter per Segelschiff nach Gaza

Es kann nicht mehr viele Menschen geben, die noch nie etwas von Greta Thunberg gehört haben. Damit konnte auch sie selbst nicht rechnen, als sie das erste Mal zum Stockholmer Reichstag radelte und sich, noch ganz still, einfach davor setzte. Bald ist es sieben Jahre her, seit sich dieses Bild von ihr und ihrem „Schulstreik für das Klima“-Schild über die ganze Welt verbreitete. Eine ungewöhnlich beharrliche Neuntklässlerin mit einer klaren Botschaft. Die Welt der Erwachsenen reagierte anfangs mit erwachsenem Wohlwollen – irgendwie fasziniert, gleichzeitig amüsiert und sich weiterhin erwachsen fühlend. Ach, die rebellische Jugend!

Greta Thunberg blieb ja aber nicht einfach nur still sitzen. Sie fing an zu sprechen. Sie beschimpfte die Erwachsenen, berühmtermaßen beim UN-Klimagipfel – schon 2019 hatte ihr Schulstreik sie dorthin gebracht. „How dare you!“, auch diese Worte längst geflügelt. Sie hätten ihre Träume zerstört, die seit Jahrzehnten bekannte Klimaproblematik ignoriert, nichts unternommen: Das warf sie der anwesenden weltpolitischen Elite vor.

Die jugendliche Aufgabe des Protestierens möglichst so zu übernehmen, dass das Weltgeschehen nicht weiter beeinträchtigt würde, das lag nicht in Thunbergs Interesse. Der Gedanke an die Klimakatastrophe hatte sie nach eigenem Bekunden schon früh im Leben so stark belastet, dass sie keinen anderen Weg sah, als sich zu engagieren. Dass nun ausgerechnet ihre Herangehensweise es war, die junge Menschen mit düsteren Klimaaussichten weltweit ansprach, sie zu Fridays for Future zusammenbrachte: das bleibt, und auch bei vielen Älteren wurde aus Wohlwollen Bewunderung (bei anderen wurde aus Ablehnung Hass).

Dann wurde es komplizierter. Nachdem Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 ein bis dahin unvorstellbares Blutbad an israelischen Männern, Frauen und Kindern angerichtet hatten, brauchte Greta Thunberg nicht lange: Den 270. Freitag ihres „Schulstreiks für das Klima“ widmete sie der „Solidarität mit Gaza“. Die Klimakatastrophe war nicht ihr einziges Thema. Auch angesichts des Terrors zeigte sie eine klare propalästinensische Haltung – ohne sich zuvor überhaupt zur Betroffenheit der israelischen Bevölkerung geäußert zu haben.

Sie tut, was sie tun muss

Ihre Social-Media-Empfehlung der Berliner Gruppe „Palästina spricht“ sorgte gerade in Deutschland für Aufregung – die hatte den 7. Oktober „einen revolutionären Tag“ genannt. Wie umgehen mit Greta Thunberg, die so viel für die Klimabewegung getan hat? Das wurde eine komplexere Frage.

Einfacher ist es, ihr Vorgehen als Aktivistin einzuschätzen: Was sie für wichtig hält, macht sie. Egal, was die Leute denken, und augenscheinlich ohne Angst. Aber sicher in dem Bewusstsein, wie bekannt ihr Name jetzt ist. Als eine von zwölf Ak­ti­vis­t*in­nen ist sie am Sonntag von Sizilien aus mit dem Segelschiff „Mad­leen“ aufgebrochen. Ziel: Gaza.

Die Organisation Freedom Flotilla Coalition steht hinter dem waghalsigen Manöver. Es gebe „keine Alternative“, als alles zu tun, um gegen „die Besatzung und den Völkermord zu kämpfen“, sagte Greta Thunberg, bevor das Schiff ablegte. Es ist nicht sehr groß. Die Organisatoren sprachen laut Reuters von einer „begrenzten, symbolischen Menge Nothilfe“, die sie nach Gaza transportieren wollen. Erst vor einem Monat war bei einer ähnlichen Aktion das Schiff „Conscience“ bei Malta mit Drohnen angegriffen worden.

Symbolisches für eine Sache zu erschaffen, so hat Thunberg 2018 angefangen. Es war eine andere Sache, und weniger gefährlich. Aber dass sie tut, was sie tun muss, ist geblieben.

  • informationsspiegel

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