Macrons verklagen US-Influencerin: Rechte Obsession mit Genitalien

C andace Owens ist besessen von Genitalien. Genauer gesagt von Brigitte Macrons. Seit einem Jahr behauptet die ultrarechte Influencerin, dass die französische Präsidentengattin keine Frau sei, sondern als Mann geboren wurde. In der Podcastreihe „Becoming Brigitte“ – angelehnt an die Autobiografie der US-Präsidentengattin Michelle Obama, „Becoming Michelle“, der ebenfalls unterstellt wird, sie sei ein Mann – verbreitet Owens die Verschwörungserzählung, dass Brigitte als Jean-Michel zur Welt kam. Nachdem Owens auf mehrere Unterlassungserklärungen nicht reagiert hatte, hat das Ehepaar Macron nun in Delaware, wo Owens Firmen gemeldet sind, Klage wegen Diffamierung in 22 Fällen eingereicht.

Owens reiht sich mit ihrer pseudojournalistischen Arbeit gegen die Macrons in einen Verschwörungstrend ein, den man Transvestigation nennt: Der Glaube, dass Prominente ihr Geschlecht vorgaukeln, in Wahrheit trans sind und somit einer geschlechtsinversen Elite angehören, die den Dämon Baphomet verehre.

Ultrarechte wie Owens werfen ihren Gegner_innen vor, eine Hypersexualisierung der Gesellschaft vornehmen zu wollen und dafür die LGBTQ-Bewegung zu nutzen, die Kinder schon früh für ihre Zwecke rekrutiere. Transvestigation beweist aber mal wieder, dass es Ultrarechte selbst sind, die offenbar eine Obsession mit den Geschlechtsteilen anderer pflegen und die Welt durch eine sexfokussierte Brille sehen.

Macron verführt und an die Macht gebracht

Die Erzählung, die online über Brigitte Macron kursiert, lautet etwa so: Brigitte wurde als Mann mit dem Namen Jean-Michel Trogneux geboren, ein Name, den jetzt ein erfundener Bruder tragen soll, um Brigitte zu decken. Die sei eine „Transvestitin“, die den 15-jährigen Emmanuel Macron verführt habe, als sie seine Lehrerin war. Sie habe ihn später unter rechtlich fragwürdigen Umständen geheiratet und schließlich bis an die Spitze der französischen Politik geführt – zum Präsidenten der Republik. So gelänge es der Elite, Macht auszuüben.

Das passt wunderbar in die Emaskulierungskampagne, die spätestens seit Mai gegen Emmanuel Macron lanciert wird und auch als Kremlpropaganda verwendet dient. Damals ging ein Video viral, das zeigt, wie Macron von seiner Frau ins Gesicht gestoßen wird, nachdem die Türen des Präsidentenfliegers unerwartet geöffnet wurden. Die Schwurbelei, dass Marcon in Wahrheit mit einem Mann verheiratet, und somit – Gott bewahre – schwul sei, kastriert den Präsidenten aus Verschwörerperspektive nun vollends.

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Auch die Analyse der Transvestigators lässt zu Wünschen übrig: Matthew McConaugheys Wirbelsäule ist leicht im Hohlkreuz? Er muss eine Frau sein. Margot Robbies Kiefer ist eckig? Weil sie als Mann geboren wurde! Dua Lipa hat ein zu stark hervortretendes Schlüsselbein? Noch ein Typ!

In dutzenden Foren und Facebookgruppen machen sich tausende Mitglieder darüber Gedanken, wer welche Genitalien hat und wer nur lügt. Die Geschlechtsumwandlung diene als eine Art Ritual, um von der Elite aufgenommen zu werden. Diese sexuell ausbeuterische Elite nutze dann ehemals unschuldige Heterosexuelle wie Emmanuel Macron zu ihrem Zwecke aus.

Eine reine Projektion

Inhaltlich kann man die Verfechter_innen der Erzählung natürlich nicht stellen. Nicht zuletzt, weil ihre Prämissen transphob und homofeindlich sind. Sie außerdem davon zu überzeugen, dass es die Illuminati und Baphomet nicht gibt, ist dank Bestätigungsbias unmöglich.

Candace Owens hat knapp 7 Millionen Follower_innen auf X. Ihre Videos über Brigitte Macron wurden millionenfach von Leuten geklickt, die bereit sind, sich einstündige Spekulationsvideos über die vermeintlichen Geschlechtsmerkmale der Präsidentengattin anzusehen. Darunter sammeln sich Kommentare, in denen Zuschauer_innen Owens für die investigative Arbeit, die sie leiste, danken. Diese Themen resonieren, auch wenn sie auf bizarre Annahmen über Satanverehrer fußen.

Ein Problem der politischen Linken sei, ihre Obsession mit der Sexualität und ihre Verwirrung von Geschlechterrollen. Transvestigation entlarvt: Diese Obsession sitzt woanders – und ist reine Projektion.

  • informationsspiegel

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