Donald Trumps Zolloffensive: Was der große Plan sein könnte

Paris afp | Donald Trump hat mit seinen Einfuhrzöllen auf alles und jeden Chaos an den Weltmärkten ausgelöst. Das erratische Vorgehen des US-Präsidenten mit Drohungen, Zöllen, Kehrtwenden und wenig Raum für Verhandlungen gibt Ökonomen Rätsel auf. Der Plan eines der wichtigsten Präsidentenberater kann Antworten liefern.

Stephen Miran, Vorsitzender von Trumps wirtschaftlichem Beratergremium, hatte im November ein 41-seitiges Dokument vorgelegt, das seit Trumps Zolloffensive mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Der Harvard-Absolvent skizziert darin eine Art Industriepolitik mit gezogener Waffe, die das globale Finanzsystem umkrempeln würde.

Miran stellt eine Abwertung des US-Dollar in den Mittelpunkt, um eine Reindustrialisierung der USA zu forcieren: „Die tiefe Unzufriedenheit mit der derzeitigen Wirtschaftsordnung ist in der anhaltenden Überbewertung des Dollar und den asymmetrischen Handelsbedingungen begründet“, schreibt er. US-Exporte seien deshalb weniger wettbewerbsfähig und billige Importe belasteten die heimische Industrie.

Der Dollar, gestützt von der wirtschaftlichen und militärischen Stärke der USA, gilt traditionell als sicherer Hafen für Investoren. Er wird zudem von ausländischen Unternehmen und Staaten für bestimmte Transaktionen bevorzugt, etwa beim Kauf von Öl und Flugzeugen. Die USA können sich deshalb theoretisch unbegrenzt verschulden, da es immer jemanden gibt, der bereit ist, ihnen Geld zu leihen.

Druck, um den Druck zu erhöhen

Laut Miran führt diese Situation jedoch zu einer systematischen Überbewertung der Währung – mit den genannten negativen Folgen. Ihm schwebt vor, dass US-Handelspartner ihre Dollar-Reserven verkaufen. Alternativ könnten die Halter von US-Staatsanleihen diese gegen Anleihen mit hundertjähriger Laufzeit tauschen.

Weil sich auf beides aber niemand freiwillig einlassen würde, braucht es Druck – in Form von Zöllen oder auch militärischer Natur, wie Miran ausführt. Er schlägt zudem eine „Abgabe“ auf Zinszahlungen an ausländische Inhaber von US-Staatsanleihen vor.

Ökonomen sind höchst skeptisch. Laut Adam Slater von Oxford Economics wäre eine Abwertung des Dollar um mehr als 20 Prozent nötig, „um das US-Handelsdefizit deutlich zu verringern“. Das sei selbst mit sehr aggressiven Methoden kaum realistisch.

Fallstricke schon ausgelegt

Die von Miran vorgeschlagene Abgabe auf Zinszahlungen wiederum „könnte als Vertragsbruch oder als eine Art Zahlungsausfall interpretiert werden und würde der herausragenden Stellung der USA im globalen Finanzsystem schaden“, warnen die Finanzexperten der Schweizer Vermögensberatung Pictet. Auch Vicky Redwood, Analystin der britischen Firma Capital Economics, spricht von einem „faktischen“ Staatsbankrott, der sich aus der erzwungenen Änderung der von den Kreditgebern der USA gehaltenen Anleihen ergeben würde.

„Wenn es den USA gelingt, mit anderen Ländern eine Vereinbarung zu treffen, kann es rechtlich gesehen ohne Zahlungsausfall geschehen“, wirft Eric Monnet, Professor an der Pariser Ecole d’économie, ein. Ein Vorbild dafür gibt es: Das sogenannte Plaza-Abkommen von 1985. Damals verständigten sich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und die USA auf ein gemeinsames Vorgehen zur Abwertung des Dollar.

„Die Voraussetzungen für eine freiwillige Währungsvereinbarung nach dem Vorbild des Plaza-Abkommens sind nicht gut“, schränkt jedoch Analystin Redwood ein. Damals hätten die Unterzeichner ein eigenes Interesse daran gehabt, den Dollar zu schwächen, sagt auch Slater von Oxford Economics. „Es ist fraglich, ob China, Europa oder Japan dies jetzt als in ihrem Interesse betrachten würden.“

Bewusstes Risiko?

Es bleibt also der Weg über die Pistole auf der Brust – der allerdings auch für die USA große Risiken bereithält. Miran selbst spricht von einem „erheblichen“ Potenzial für „unerwünschte Volatilität der Wirtschaft und der Märkte“. Es gebe nur einen „schmalen“ Weg, um das Ziel „ohne wesentliche nachteilige Folgen“ zu erreichen.

„Wenn die USA ihr Handelsdefizit wirklich abbauen wollen, gibt es bessere Möglichkeiten“, meint die Analystin Redwood. Allerdings sei dafür eine engere Abstimmung mit anderen Ländern nötig, vor allem mit China. „Die sich verschärfende geopolitische Rivalität erschwert die Angelegenheit.“

  • informationsspiegel

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