Ein siebenfacher Mörder, seit fast 30 Jahren im Knast, der sich um einen 75 Jahre alten Mitgefangenen kümmert. Ein Vatermörder, noch nicht einmal 30 Jahre alt, der in eine Krise gerät. Ein Pflegefall und ein Betrüger. Das sind die vier Protagonisten einer neuen Podcast-Serie von rbb und Tagesspiegel.
Für „Unter Mördern – Leben im Gefängnis“ hat Tagesspiegel-Autorin Katja Füchsel über anderthalb Jahre vier Insassen der Teilanstalt 5 der JVA Tegel begleitet. Hier sitzen die sogenannten LLer, Gefangene, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen, die meisten sind Mörder. Füchsel will gemeinsam mit der rbb-Moderatorin Theresa Sickert den Fragen nachgehen, wie Menschen zu Mördern werden und ob eine Resozialisierung von Schwerverbrechern im Knast überhaupt möglich ist. True Crime, aber mit sozialpolitischem Anspruch.
Füchsel besucht die Insassen auf ihren Zellen, liest ihre Gefangenenakten, begleitet sie bei Ausgängen, einem Sommerfest, spricht mit der Chefin der Teilanstalt 5 und einem Gutachter. Füchsel kennt sich aus mit dem Thema: Seit Jahrzehnten schreibt sie für den Tagesspiegel über Justiz und Kriminalität.
Sie weiß, dass überall auf der Welt Gefangene links herum den Innenhof umrunden, dass sie für jede Kleinigkeit Anträge an die Gefängnisleitung schreiben müssen. In ihren eineinhalb Jahren in Tegel kommt sie nah dran an die Insassen, und das macht den Reiz am Podcast aus. Sie erfährt, wie der Drogenhandel funktioniert und wie man trotz Handyverbots tindert.
Anfangs noch hoffnungsfroh
Aber findet sie Antworten auf ihre Fragen? Sie nähert sich ihnen immerhin an. Der siebenfache Mörder hat als Kind kaum Fürsorge und Nähe erfahren, wie man gesunde Beziehungen führt, nicht gelernt. Mit 22 der erste Mord, mit 34 dann endgültig Knast. Dort wütet er weiter, tötet fast einen Mitgefangenen. Er wird nach Celle verlegt, wird älter und langsam ruhiger.
„Unter Mördern – Leben im Gefängnis“
8 Folgen, überall wo es Podcasts gibt
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„Ich habe mich für die menschliche Schiene entschieden“, sagt er im Podcast. Zum ersten Mal habe er über seine Opfer nachgedacht, bereue heute seine Taten. Zurück in Berlin kümmert er sich um einen 75-jährigen Mitgefangenen. Für Füchsel zeigt sich: Rung wurde im Knast nicht resozialisiert, sondern sozialisiert.
Wegen oder trotz des Knastsystems? Füchsel und Sickert beantworten die Frage nicht, dennoch scheint durch: Knast zermartert selbst jene, die anfangs noch hoffnungsfroh sind, wie die Folge über den jungen Vatermörder zeigt: 24 Stunden am Tag leben sie fremdbestimmt, können nicht selbst entscheiden, wann sie aufstehen oder was sie essen.
Erste Lockerungen wie Ausgänge sind erst nach fünf Jahren möglich und können schnell wieder entzogen werden. Hoffnungslosigkeit ist die Folge. Wer will, zieht das Fazit: Eine Resozialisierung im System „Justizvollzug“ ist möglich, aber wahrscheinlich ist sie nicht.