Regionalliga West: Die Grotenburg kämpft nicht mehr

Die Regionalliga West geht in ihren 31. Spieltag, und wenn am heutigen Freitag der MSV Duisburg in Mönchengladbach auf Borussia II trifft, dürften etwa 15.000 Fans dabei sein. Es könnte etwas zu feiern geben: offiziell die Meisterschaft, eigentlich aber der Umstand, dass man diese „Regionalliga-Schande“, so das Fachblatt Reviersport, hinter sich lassen kann.

Seit dem Osterwochenende steht fest, dass der KFC Uerdingen keine Lizenz erhalten wird. Im März hatte bereits Türkspor Dortmund seinen Rückzug aus dieser vierten Liga verkündet. Und dem 1. FC Düren, bei dem – ähnlich wie in Uerdingen – ein Insolvenzverfahren läuft, wurden neun Punkte abgezogen; nun steht er auf Platz 16, ein Abstiegsrang.

Uerdingen jedoch sträubt sich. An diesem 31. Spieltag soll der Klub eigentlich im Grotenburg-Stadion, früher noch als -Kampfbahn bekannt, den Wuppertaler SV empfangen, doch die Partie ist annulliert. Nur nicht auf der Website des KFC Uerdingen. Lediglich, dass aktuell keine Tickets verfügbar seien, ist dort zu lesen.

In einer KFC-Stellungnahme heißt es, man habe dem Insolvenzverwalter angekündigt, „etwaige Fehlbeträge zu übernehmen“. Auch dass der Klub die Spielergehälter zahlen werde, steht da, zugleich allerdings, dass die Mannschaft „die Saison in jedem Fall auch unentgeltlich zu Ende zu spielen“ wolle, worauf ein „völlig uninformierter Vertreter“ des Insolvenzverwalters (O-Ton KFC Uerdingen) erwidert habe, „dass unter diesen Umständen die Möglichkeit bestünde, den Spielbetrieb fortzuführen“. So etwas hält man beim DFB-Pokalsieger von 1985 für ein „gegebenes Wort“, auf dass man juristisch bauen könnte.

Aber: „Die Entscheidung über die Einstellung des Spielbetriebs wurde durch den zuständigen Insolvenzverwalter getroffen“, teilt der Westdeutsche Fußballverband der Reviersport mit. „Die Abmeldung vom Spielbetrieb gilt als endgültig.“ Nichts geht mehr.

Die Krise der Regionalliga

Einerseits will man das beim KFC nicht akzeptieren, andererseits hofft man darauf, in der nächsten Saison wenigstens in der Oberliga spielen zu dürfen – mit neuem Team und vielleicht auch mit tragfähigem Finanzkonzept.

Viele Umstände verweisen jedoch darauf, dass das gesamte Konzept der fünf Regionalligen mit vier Aufsteigern nichts taugt. Von den Meistern der Regionalligen Nord, Nordost und Bayern kommen nur zwei in Liga drei.

In den Regionalligen sammeln sich Traditionsklubs, von denen nicht alle seriös geführt werden, mit kleinen Vereinen, für die das Erreichen dieser Liga der Höhepunkt der Klubgeschichte darstellt. Und dann sind da noch die U-23-Teams der Bundesligisten, die bei Fans besonders unbeliebt sind und denen ohnehin jeder Aufstieg über die dritte Liga hinaus untersagt ist.

Der MSV Duisburg kann das „unwürdige Schauspiel“ (Rheinische Post) namens Regionalliga West nun hinter sich lassen. In Duisburg hofft man auf einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach II, denn dann wäre man „eigenmächtig und ohne Schulterblick auf andere Vereine“ aufgestiegen, wie der Klub mitteilt.

Der Aufstieg ist dem MSV eh nicht mehr zu nehmen, die Frage ist nur, ob auch die Freude von Klub und Fans über den Aufstieg so groß sein kann, denn der KFC-Uerdingen-Rückzug und der Umstand, dass der FC Gütersloh keine Drittliga-Lizenz beantragt hat, begünstigt den Duisburger Erfolg. Vielleicht wäre der MSV-Aufstieg, wie der Kicker schreibt, bloß dem „Beschluss eines Insolvenzverwalters aus einer Anwaltskanzlei in Westdeutschland ergehend“ zu verdanken.

  • informationsspiegel

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