US-Unternehmen im Zollchaos: Planen unmöglich, Preiserhöhungen nötig

Washington taz | Die US-Wirtschaft hat sich nach den Schockwellen der vergangenen Wochen wieder etwas gefangen. Das Hin und Her der Zollpolitik von Präsident Donald Trump hat auf den Märkten und in den Führungsetagen vieler Unternehmen für Krisenstimmung gesorgt. Die 90-tägige Pause der Gegenzölle, die die Trump-Regierung vor mehr als einer Woche angekündigt hatte, führte jedoch vorerst zu einem Durchatmen.

Für viele US-Firmen ist die temporäre Aussetzung der angekündigten Einfuhrzölle für mehr als 180 Länder eine willkommene Nachricht. Doch die Unsicherheit, wie es am Ende dieser Pause tatsächlich weitergeht, macht es schwierig zu planen. Aktuell erheben die USA einen Basiszoll von 10 Prozent auf alle Importe. Hinzu kommen höhere Zölle auf bestimmte Produkte wie Stahl, Aluminium oder auch Autos.

Doch vor allem der eskalierende Zollstreit zwischen den USA und China könnte sich negativ auf die US-Wirtschaft auswirken, warnen Experten. Für die Einfuhr von Waren aus der Volksrepublik gilt die US-Zollpause nicht, sondern stattdessen Zölle in Höhe von 145 Prozent. Lediglich elektronische Geräte und Bauteile wie Smartphones, Computer und Halbleiter sind davon laut US-Zoll- und Grenzschutzbehörde vorübergehend befreit. China hat seinerseits Gegenzölle in Höhe von 125 Prozent auf US-Waren verhängt und Klage bei der Internationalen Handelsorganisation (WTO) gegen die US-Zollpolitik eingereicht.

„Trumps 145-prozentiger Gesamtzoll auf chinesische Importe könnte den Großteil des Handels zwischen den USA und China zum Erliegen bringen“, erklärte die Ökonomin Erica York im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNBC. Für Unternehmen, die auf Produkte aus China angewiesen sind, ist die aktuelle Situation daher existenzbedrohend.

Steigende Inflation und langsames Wachstum drohen

Vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen könnte dies hart treffen, erklärte Stephen Larmer, der Geschäftsführer der amerikanischen Textil- und Schuhvereinigung. „Eine Handelskriegspause für US-Importe aus China wäre jetzt notwendig, bevor der Schaden irreversibel ist“, sagte Larmer.

Knapp 20 Prozent aller in den USA verkauften Textilartikel kommen aus China. Die Prozentzahl ist hierbei rückläufig, da viele Hersteller ihre Produktion aufgrund der US-Zölle während Trumps erster Amtszeit in den vergangenen Jahren bereits in andere südasiatische Länder verlegt hatten.

Analysten glauben aktuell nicht, dass der Handelskrieg mit Peking in naher Zukunft beendet werden kann. Trump selbst erklärte jedoch am Donnerstag, dass er es für möglich halte, dass es in den nächsten drei bis vier Wochen zu einem Abkommen mit China kommen könnte. Insgesamt sollen bereits mehr als 70 Länder ihre Bereitschaft zu Verhandlungen gegenüber der US-Regierung verkündet haben.

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Zölle in dieser Höhe werden zu Preis­erhöhungen führen

Corie Barry, Geschäftsführer von Best Buy

Trotz dieser positiven Indizien gab es an den Märkten auch vergangene Woche erneut Verluste. US-Notenbankchef Jerome Powell warnte, dass die Zollpolitik der Regierung vermutlich zu einer steigenden Inflation und weniger Wachstum führen könnte.

„Die bisherigen Daten deuten darauf hin, dass sich das Wachstum im ersten Quartal gegenüber dem soliden Vorjahresniveau verlangsamt hat. Trotz starker Autoverkäufe scheinen die Konsumausgaben insgesamt nur moderat zu wachsen. Zudem dürften die starken Importe im ersten Quartal auf die Versuche der Unternehmen hinweisen, möglichen Zöllen zuvorzukommen und das BIP-Wachstum belasten, sagte Powell am Mittwoch.

Zölle auf chinesische Elektronik nur zeitweise pausiert

Die Reaktionen aus den verschiedenen Industrien könnten trotzdem kaum unterschiedlicher sein. Der Geschäftsführer der amerikanischen Elektromarktkette Best Buy, Corie Barry, erklärte bereits im März gegenüber Analysten: „Zölle in dieser Höhe werden zu Preiserhöhungen führen.“ Einzig, wie sehr die Preise steigen würden, sei noch ungewiss.

Im Gegensatz dazu zeigen sich die großen Einzelhandelsketten Walmart und Target oder die Baumarktkette Home Depot eher gelassen. „Zölle sind Teil des Geschäfts und wir haben sie seit vielen Jahren im Griff“, sagte CEO Doug McMillon. Walmart sei zwar nicht zu 100 Prozent immun gegen die Zollpolitik der Regierung, laut Finanzchef John David Rainey könnte der Einzelhandelsriese seinen Marktanteil mit guter Preispolitik jedoch sogar weiter vergrößern.

Die in der vergangenen Woche angekündigten Zollbefreiungen für Elektronik aus China könnten ein Anzeichen dafür sein, dass die US-Regierung sieht, dass ihre Politik vor allem auch US-Kunden benachteiligen könnte. Doch auch diese Ausnahmeregelung soll nur von temporärer Dauer sein. Neue Zölle auf chinesische Elektroprodukte wurden von US-Wirtschaftsminister Howard Lutnick bereits in Aussicht gestellt.

Die Ungewissheit über die nächsten Schritte in der Zollpolitik der US-Regierung ist aktuell das größte Problem für US-amerikanische Unternehmen und die Wirtschaft des Landes. Ohne einen stringenten und transparenten Plan haben es Unternehmen schwer, sich auf die jeweils nächste Phase vorzubereiten. Für Trump hingegen scheint es nur ein Ziel zu geben: Er will, dass wieder mehr Produkte in den USA produziert werden, koste es, was es wolle.

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