Ermittlungen gegen Jung-Nazis: Deutsche Jugend gerazzt

Berlin taz | Nazis haben Namen und Adressen, lautet eine altbekannte antifaschistische Parole, die zugleich Leitmotiv antifaschistischer Recherchestrukturen ist. Im Fall der jungen Neonazi-Gruppierungen Deutsche Jugend Voran (DJV) und Jung & Stark in Berlin haben Antifas zuletzt Informationen über deren Mitglieder veröffentlicht. Mindestens sieben Jung-Nazis wurden bereits geoutet: Flyer mit ihren Namen und Anschriften wurden an ihren Wohnorten oder im Umfeld ihrer Arbeitsstätten verbreitet und online veröffentlicht.

Auch für die Sicherheitsbehörden sind die Gruppierungen, die im Kern kaum mehr als ein Dutzend Mitglieder haben, alles andere als eine Black Box. So fand am Dienstag eine erneute Razzia gegen Mitglieder der Deutschen Jugend Voran statt, die vom Berliner Verfassungsschutz kürzlich als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde.

Vollstreckt wurden Untersuchungsbeschlüsse der Staatsanwaltschaft gegen fünf Neonazis im Alter von 17, 21 und dreimal 26 Jahren, vier in Berlin, einer in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern. Ermittelt werde wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzungen und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Dabei seien Kleidungsstücke, Datenträger und Mobiltelefone sichergestellt worden.

Die Wohnorte der Berliner Neonazis befinden sich in Marzahn-Hellersdorf und Hohenschönhausen, besonders ersterer Bezirk ist das Zentrum der Umtriebe der neonazistischen Gruppierungen. Hier werden mehr als die Hälfte aller in Berlin ihnen zugeschriebenen Straftaten begangen. Wie die Berliner Morgenpost berichtete, parkte die Polizei morgens um 6 in der Max-Herrmann-Straße und verschaffte sich mit einer Ramme Zutritt zu einer Neonazi-Wohngemeinschaft.

Laut Antifa-Recherchen war eine WG in eben jener Max-Herrmann-Straße bereits im Oktober vergangenen Jahres Ziel der ersten Razzia gegen die neue rechte Jugendszene, der Betroffene damals DJV-Kader Christopher W.

2 Angriffe erneut im Fokus

Wie damals geht es erneut um den Überfall auf einen jungen Mann im September 2024, dem dabei unter Gewaltanwendung ein Antifa-T-Shirt geraubt wurde. Die Neonazis posierten im Anschluss an die Tat mit ihrer Beute in der Kneipe „Zum Zapfhahn“, ebenfalls in der Max-Herrmann-Straße. Auf einem von ihnen selbst veröffentlichten Bild sind mehrere vermummte Neonazis zu sehen, darunter W. und Julian M., den vermeintlichen Anführer der Gruppe, der im April zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt wurde.

Die Razzien nun haben dieselben Taten zum Hintergrund: Der Raub des Antifa-Shirts und ein Angriff auf einen Mann in der S-Bahn, der ebenfalls ein Antifa-Emblem auf der Jacke trug. Der 17-Jährige soll zudem in Dresden versucht haben, mit Gewalt einen Fußball-Fanschal zu entwenden.

Die Razzien erfolgen unmittelbar vor dem Berliner CSD am Samstag, gegen den Nazis aus dem Spektrum eine Gegendemo unter dem Motto „Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der Identitätsstörung“ (sic!) angemeldet haben, laut Polizei für 400 Personen. Erst am vorletzten Wochenende hatte die Deutsche Jugend Voran gegen einen CSD in Bernau demonstriert.

  • informationsspiegel

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