Energiewende auf dem Land: Windrad für den großen Energiehunger

D er Ausbau der Windenergie läuft immer noch schleppend in Deutschland, die Ziele aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2023 wurden nicht erreicht. Windkraft wird für den Strommix der Energiewende aber dringend gebraucht. Bür­ge­r:in­nen können ihren Ausbau auch selbst in die Hand nehmen und eigene Windparks bauen und betreiben. Damit liefern sie grünen Strom –und verdienen auch noch Geld. Wie du ein Windrad bei dir in der Region aufstellst, zeigen wir in diesem Rezept, das die Sommerserie der Zukunftsrezepte stürmisch abschließt.

Schwierigkeit

Sehr schwer

Zubereitungszeit

8 Jahre

Personen

10 Personen und viele Verbündete

Zutaten

Finanzieller Rückenwind, Ausdauer und Freude am Bür­ge­r:in­nen­dia­log

Nährwert

Ein Windrad produziert im Jahr genug Strom für etwa 1.200 Haushalte.

Gut zu wissen

Ein Windradbau ist eine ziemlich dicke Nuss. Sehr hilfreich können Bürger­windparks aus der Nähe sein, die ihre Erfahrungen mit dir teilen. Häufig kommt von ihnen sogar die Idee, das Modell in deiner Gemeinde umzusetzen. Auch gut zu wissen: Naturschutz ist einer der häufigsten Gründe für Widerstand gegen einen Windpark. Viele Bür­ge­rwind­­pro­jek­te setzen sich deshalb mit den Naturschutzgruppen zusammen und sprechen das Projekt durch. Immer wieder spenden sie zusätzlich Geld für den Artenschutz.

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Die Zubereitung

1 Vernetze dich

Um bei Genehmigungen, Bürger:innen­beteiligung, Planung und Finanzierung nicht den Überblick zu verlieren, solltest du eine professionelle Projektplanung hinzuziehen. Es kann auch nicht schaden, wenn der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin deiner Gemeinde das Projekt unterstützt. Und natürlich die Bürger:innen. Die Aussicht auf Erlöse aus der Bürgerenergie­gesellschaft (Punkt 7) könnten ihnen das Projekt schmackhaft machen.

2 Suche einen Standort

Zwei Prozent der Fläche Deutschlands sind für Windräder reserviert. Vielleicht liegt ein Teil davon in deiner Nähe? Meistens handelt es sich um Äcker oder Wälder, deine Kommune kann eine solche Fläche auch freigeben. Auch hier solltest du An­woh­ne­r:in­nen miteinbinden.

3 Ohne Kohle keine Windkraft

Jetzt brauchst du Risikokapital, um herauszufinden, ob sich ein Windpark an dem gefundenen Standort auch lohnt. Wenn Projekte scheitern, dann meist an den Gutachten. Für diese Phase gibt es Förderprogramme, zum Beispiel vom Bund. Du kannst dich mit deinem Projekt dort um 70 Prozent beziehungsweise maximal 300.000 Euro Risikokapital bewerben.

4 Prüfung und Begutachtung

Es wird ein Naturschutzgutachten erstellt. Außerdem wird die Machbarkeit geprüft: Weht genug Wind? Werden Abstände zu Häusern, Lautstärke und der Schattenwurf berücksichtigt?

5 Sichere dir den Zugang zum Stromnetz

Suche dir ein Umspannwerk in der Nähe, mit dem du dein Windrad verkabelst. Dafür musst du ein Netzanschlussbegehren an den Verteilnetzvertreiber vor Ort richten. Für den wirtschaftlichen Zugang zum Stromnetz musst du zudem an einer Ausschreibung zur gesetzlichen EEG-Förderung teilnehmen. Bür­ge­rwindparks können sich davon befreien lassen, machen das aber kaum, weil es sich finanziell nicht lohnt.

6 Plane den Bau

Entscheide dich für einen Windradhersteller, am besten aus der Region. Neben der Baustelle musst du einen Schwerlasttransport organisieren, um die riesigen Bauteile an den Standort zu bringen. Mit einer Baugenehmigung kann es dann losgehen.

7 Gründe eine Bürgerenergiegesellschaft

Du verkaufst das schlüsselfertige Windrad an die Bürgerenergiegesellschaft. Das ist entweder eine Genossenschaft oder eine Kommanditgesellschaft. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz schreibt vor, dass mindestens 75 Prozent der Stimmrechte bei mindestens 50 natürlichen Personen als stimmberechtigten Mitglieder liegen müssen. Diese müssen innerhalb von 50 Kilometern um das Windrad wohnen, und niemand darf mehr als 10 Prozent der Stimmrechte halten. Die Mitbürger:innen, die Anteile kaufen, können so an dem Windrad mitverdienen. Der Rest wird über Kredite finanziert.

8 Schließe das Windrad an

Du hast es geschafft! Die Anlage geht ans Netz und wird etwa 25 Jahre lang laufen. Damit trägst du nicht nur zur Energiewende bei, sondern leistest auch Großes für deine Region.

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